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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [TR] Einmal Bishorn und zurück



ThinkPow
19.08.2016, 13:22
Sommerloch ahoi – deshalb für zwischendurch einen kleinen Tripreport von einem Trip an Ostern diesen Jahres. Ziel der Tour war das Bishorn im Wallis.

Wie jedes Jahr sind wir über Ostern wieder in Grimentz gelandet. Anreise am Montag vor Ostern mit geplantem Tourenstart am Mittwoch. Geplant war eine 2-Tagestour von Zinal aus mit dem Ziel Bishorn inkl. Übernachtung auf der Cabane de Tracuit. Nach kurzer Durchsprache der Tour am Montagabend viel die Entscheidung direkt am Dienstag zu starten und die Tour somit einen Tag nach vorne zu verlegen. Die Wetterprognosen waren stabiler als für Donnerstag und somit ging es direkt an das Packen der Rucksäcke.

Um 6.00 Uhr ging es dann zu dritt mit dem Auto nach Zinal und von dort dann weiter zu Fuß Richtung Cabane de Tracuit. Startpunkt bei 1.670m, Zielpunkt bei 3.256m. Zunächst entspannt das Tal nach hinten, dann sehr schnell immer steiler werdend am Roc de la Vache vorbei in das dahinter liegende Hochtal. Und siehe da, das Ziel des ersten Tages, die Cabane de Tracuit, kommt in Sichtweite. „Wenn die Kuh Stallluft wittert, wird sie schneller“ – aber so schnell wie der Motivationsschub kam, war er auch schon wieder weg. Der Weg durch das Hochtal zieht sich. Und die letzten 500hm verteilten sich auf gefühlt 200m Luftlinie. Das Beste eben zum Schluss -.- Das super Wetter und der strahlend blaue Himmel taten ihr Übriges. Von drei Seiten wurde man gebrutzelt wie ein Spiegelei in der Pfanne. Also lange Sachen anlassen und hoffen, dass das Meiste abgehalten wird. Ziemlich kaputt kommen wir am frühen Nachmittag auf der Hütte an. Erstmal Energiereserven auffüllen. Meine beiden Mitstreiter taten das mit dem einen oder anderen Bierchen, ich wollte meinem Körper nach der Plagerei doch noch etwas Ruhe gönnen und verzichtete dankend auf meinen Hopfensmoothie. Danach raus vor die Hütte und in die Sonne gelegt. Ohne Rucksack und Ski an den Füßen kann man die Sonne sogar genießen. Mit Blick auf den Turtmanngletscher und das Ziel der Tour, dem Bishorn, lässt es sich aushalten.

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Abends dann ein Naturschauspiel, was man vermutlich nicht oft erleben darf. Aufgrund des genialen Wetters gab es auch am Abend keine Wolken am Himmel. Also freie Sicht auf den Sonnenuntergang. Und Dank der Glasfront der Hütte konnte man während des gesamten Abendessens der Sonne zuschauen, wie sie sich hinter die Gipfelketten schob und gleichzeitig die gesamte Aussicht in ein schönes Abendrot tauchte.

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Damit aber noch nicht genug, ging zeitgleich hinter der Hütte der Vollmond auf. Abartig. Die Natur ist schon was Geiles. Also rote Gipfel und Vollmond zum Abendessen. Faszinierend und nicht einmal ansatzweise auf irgendwelchen Fotos zu erfassen (zumindest nicht mit der Handykamera).

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Nach dem Abendessen und einem kurzen Check der früh morgendlichen Route dann ab ins Bett. Je nachdem was das Ziel des nächsten Tages ist, wird man auf der Hütte in verschiedene Zimmer gepackt und auch zu bestimmten Uhrzeiten zum Frühstück gebeten – da denkt jemand mit.
Also früh raus, gut frühstücken und fertig machen für den Gletscher. Mit uns starten noch 3 andere Gruppen Richtung Bishorn. Nach den ersten Metern über den flachen Teil des Gletschers entschließen wir anzuseilen. Nicht zwangsweise nötig, aber wofür hat man das Seil sonst mitgeschleppt (und so verteilt sich das Gewicht auch gleichmäßiger) :cool:

Im Tal hängen die Wolken, oben strahlend blauer Himmel – doch die Wolken beginnen zu steigen, also etwas sputen, damit man den Gipfel noch vor den Wolken erreicht. Im steileren Teil des Gletschers dann wieder ohne Seil weiter und jeder für sich. Über die letzte Kuppe vor dem Gipfel und man denkt sich, die 200m schaff ich locker – nach 10 schnelleren Schritten ist dann erstmal die Luft weg, 4000m Höhe merkt man doch. Vor dem Gipfel gilt es dann noch die letzten 20hm über Blankeis zu bezwingen, aber gute Trittstufen im Eis machen es ohne Probleme möglich. Also Steigeisen an und Pickel in die Hand. Und geschafft. Hammer - 4.153m. Der Anblick des daneben liegenden Weisshorn ist der Wahnsinn. Die Gipfelfreude wird etwas durch den unglaublichen Wind getrübt, der da oben pfeift. In der Hütte hatte noch einer was von windstill erzählt – no way. Also nach einem obligatorischen Gipfelfoto schnell zurück zum Skidepot, Steigeisen aus und Skier an.

Beim Weg nach unten treffen wir uns mit den Wolken. Auf halbem Gletscher ist das nicht so toll, also heißt es in der Aufstiegsspur abfahren. Ich habe mich schon oft gefragt, warum viele Tourengeher so fahren, als ob sie das zweite Mal auf Skiern stehen – eine Abfahrt mit der Ausrüstung am Rücken und man weiß wieso.

Zurück an der Hütte erstmal eine kurze Pause und die in der Hütte deponierten Sachen abgeholt. Dann noch eine kurze Kletterpassage mit den Skiern am Rucksack und anschließend die Abfahrt nach Zinal. Von 3.256m auf 1.670m – lange Abfahrt, doch leider nichts mit großen Bigturns und Highspeed – Rucksack, Sicht und Schnee geben andere Kriterien vor und so tasten wir uns ein paar hundert Höhenmeter nach unten bis wir wieder gute Sicht haben. Entlang der Aufstiegsroute vom ersten Tag fahren wir zurück nach Zinal ab, wo wir gegen Mittag unsere Ski wieder ins Auto laden.

Fazit: scheiße Anstrengend mit meinem Freeridesetup, da hatten meine Kollegen es etwas leichter. Meine Fitness war mit Sicherheit auch nicht ganz unschuldig. Aber das Erlebte entschädigt mehr als angemessen. Das Bishorn ist eine „leichte“ 4000er Tour, die ich dennoch nicht alleine unternehmen würde. Der Gletscher war bei uns größtenteils zu, Anseilen wäre nicht zwangsweise nötig gewesen. Dennoch schadet es nicht, sich vorher mit dem Thema Gletscherbegehungen auseinander zu setzen und die Tour mit einem etwas erfahrenen Tourengeher zu machen.

Viele Bilder von Aufstieg und Co. gibt es leider nicht. Und irgendwie bekomme ich es nicht hin, die Panoramafotos richtig zu drehen :confused:

FreieFahrt
21.08.2016, 15:13
Auch wenn es nicht viele Bilder sind ;)

Die Bilder sind wirklich sehr schön geworden :)

gletsch
21.08.2016, 15:29
Sehr toll. Und schön erzählt. Auf einen 4000er mit Freeride-Setup zu steigen: alle Achtung vor deiner Kondition!

AlexK
30.08.2016, 17:30
Hm bekomm ich direkt wieder Lust. Echt schöne Bilder.

FreieFahrt
30.08.2016, 20:59
Ja die hab ich auch bekommen als ich die Bilder gesehen habe :D

bobmarley
31.08.2016, 11:15
Ich freu mich schon wieder richtig auf den Winter, wenn ich sowas sehe.

Ich hab auch noch Fotos von einer Tour, dann schreib ich auch noch kurz was :)

renegade5569
31.08.2016, 12:27
Mit der Kondition hätte ich dich nicht fragen dürfen :o