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gregor
09.02.2014, 19:40
Ich möchte mal ein Thema ansprechen, welches unter Tourengehern und Freeridern aus fundierten Gründen heraus kein Thema ist, das Sologehen. Beim Alpinsport ist aber von jeher die Solobegehung, die Krönung jeder bergsteigerischen Leistung. Wie bewertet man jetzt das ganze beim Steilwandskifahren. Ist es verantwortbar, hat es einen ähnlichen Stellenwert, wie beim Klettern die FreeSolo Wiederholung/Erstbegehung? Ist es für das Skifahren überhaupt relevant ob man alleine ist oder stärkt eine Gruppe die Psyche derart, so dass man entspannter und damit sicherer unterwegs ist?

viennacalling
09.02.2014, 19:52
Ich denke man kann dir hier nur theoretisch drauf antworten.

Ob es verantwortbar ist entscheidet jeder für sich. Ob es in der "Szene" einen besonderen Stellenwert hat sollte primär egal sein, sonst hast du die vielleicht die falsche Motivation;) Auf die Frage mit den Gruppeneffekten gibts ja auch keine falsch oder richtig Antwort. Ich vermute: Wer sich unsicher ist, fühlt sich in der Gruppe wohler. Wer hingegen weiß was er tut, sich innerhalb seines Limits bewegt und ein gesundes Vertrauen in die eigene Urteilskompetenz und Fähigkeiten hat, müsste sowas auch "solo" fahren können. Der Faktor Mensch ist hier die große Variable und da gibts ja doch gehörige Unterschiede:)

Edit: Wenn man "Extremes" entspannter und sicherer fährt weil jmnd. dabei ist, dann ist man der Sache eigentlich nicht gewachsen. Denn entweder hat man sich im Griff und das dann auch alleine, oder eben nicht. Da hilft einem dann auch niemand anderes bzw. das "Sicherheitspolster" ist dünner.

Mc4air
09.02.2014, 19:52
Ich glaube nicht, dass es annähernd so einen hohen Stellenwert hat. Im Gegenteil, man wird als verantwortungslos und leichtsinnig angestellt. Ausserdem denke ich nicht, dass sich eine Steilwand Solo einfacher befahren lässt als in der Gruppe.
Beim Alpinismus stellt es klar einen anderen Schwierigkeitsgrad dar, beim Skifahren nicht.

Ich gehe gerne alleine Freeriden/auf Skitouren. Einerseits, weil ich oft unter der Woche frei habe, und meine Freunde nicht, andererseits kann ich genau um die Zeit, an dem Ort, und in dem Tempo fahren wie ich will. Gruppenzwang ist auch kein Thema. Sich gegenseitig pushen kann ja auch eine gewisse Form des Gruppenzwang sein.
Hatte nie das Gefühl, dass ich in der Gruppe besser/einfacher fahren würde als alleine. Aber eben, dass man als asozialer Lawinenauslöser dargestellt wird, diese Erfahrung habe ich gemacht.

Brecher
09.02.2014, 21:04
Edit: Wenn man "Extremes" entspannter und sicherer fährt weil jmnd. dabei ist, dann ist man der Sache eigentlich nicht gewachsen. Denn entweder hat man sich im Griff und das dann auch alleine, oder eben nicht. Da hilft einem dann auch niemand anderes bzw. das "Sicherheitspolster" ist dünner.

Na ja, fahren musst du es so oder so alleine, das nimmt dir ja keiner ab. Wenn man jetzt aber mal davon ausgeht, dass man bei einem theoretischen Sturz im "Extremgelände" möglicherweise überleben würde, wäre die Hoffnung auf jemanden der nen Notruf absetzen kann dann ja doch ganz schön. Stelle ich mir jetzt mal so vor.

viennacalling
09.02.2014, 21:42
Klar, das seh ich auch so.

gregor
10.02.2014, 17:51
.... Im Gegenteil, man wird als verantwortungslos und leichtsinnig angestellt.
Wenn dem so wäre, würden mehr oder weniger alle bekannten Steilwandfahrer als durchgeknallte, verantwortungslose Junkies bezeichnet werden. Ich erinnere an Stephano de Benedetti, welcher 1984 die Aiguille Blanche de Peuterey Ostwand(erste Wiederholung 2013) solo befahren hat oder an Andreas Fransson, welcher beispielsweise den Nevado Huascarán solo bestiegen und abgefahren ist. Solche Touren sind nur mit entsprechender Vorbereitung, Geduld und einer versierten Technik auf Ski möglich.

klar
10.02.2014, 19:34
Wenn dem so wäre, würden mehr oder weniger alle bekannten Steilwandfahrer als durchgeknallte, verantwortungslose Junkies bezeichnet werden. Ich erinnere an Stephano de Benedetti, welcher 1984 die Aiguille Blanche de Peuterey Ostwand(erste Wiederholung 2013) solo befahren hat oder an Andreas Fransson, welcher beispielsweise den Nevado Huascarán solo bestiegen und abgefahren ist. Solche Touren sind nur mit entsprechender Vorbereitung, Geduld und einer versierten Technik auf Ski möglich.

Ich glaube Mc4air hat den ersten Satz deines ersten Posts überlesen. warum beschäftigt dich diese Frage?

Mc4air
11.02.2014, 08:41
Ich glaube Mc4air hat den ersten Satz deines ersten Posts überlesen. warum beschäftigt dich diese Frage?

Ich habe nichts überlesen, aber so ist's doch?
Wenn mich die Leute am Lift sehen, werde ich schon als Lawinenauslöser beschimpft, wenn ich denen noch sagen würde, dass ich alleine schwierige Varianten fahre würde ich wohl eine kassieren. Je besser das Equipment, desto mehr belächelt wird man. Kommt aber ein 60 jähriger mit 40 jähriger Ausrüstung, ist alles ok. Der kann das ja.

Solo fahren wird als dumpfbackig angesehen, nicht als Mehrleistung empfunden. So meine Auffassung. Nicht dass ich so denken würde, aber so ist die Erfahrung die ich mit der Skipistengesellschaft gemacht habe.

klar
11.02.2014, 13:25
Ich habe nichts überlesen, aber so ist's doch?

ich meinte diesen Satz: "Ich möchte mal ein Thema ansprechen, welches unter Tourengehern und Freeridern aus fundierten Gründen heraus kein Thema ist, das Sologehen"

und ich wollte darauf raus, dass der Threadersteller nach meiner Interpretation seiner Frage eben nicht nach Tourengehen und Freeridern fragt (dort ist es laut ihm kein Thema, da eh klar dass sie besser nicht allein unterwegs sein sollten), sondern explizit nach Steilwandfahren im extremem Bereich wie es etwa von Benedetti oder Andreas Fransson betrieben wird. Ich habe den Eindruck, dass es dem OP nicht um die Auffassung der Skipistengesellschaft geht, oder die Dumpfbackigkeit mit der unsereins gelegentlich angeschaut wird, sondern um die Wertschätzung von außergewöhlnichen Steilwand Leistungen innerhalb der Szene.

Mc4air
11.02.2014, 15:14
Na so, dann hab ich wohl was überlesen :D Resp. falsch verstanden.

Da wüsste ich jetzt nicht, inwiefern dies als besondere Leistung angesehen wird. Die tun das doch praktisch alle alleine? Dachte immer, das seien einfach die einzigen welche sich getrauen ;D

osti
11.02.2014, 15:19
Die tun das doch praktisch alle alleine? Dachte immer, das seien einfach die einzigen welche sich getrauen ;D

falsch! Die haben einfach Paranoia, dass ihnen jemand das Projekt klaut und sie eine Erstbefahrung weniger auf dem Konto haben! ;)

gregor
11.02.2014, 18:06
Mir geht es in diesem Thread ausschließlich um das Steilwandfahren, sowie um Vor- und Nachteile von Gruppendynamik an ernsthaften Bergen/ Routen.

Steilwandfahren ist für mich die Vereinigung eines alpinistisch interessanten Aufstieges(ausschließlich by fair means[mein eigener Anspruch an die Tour]), welcher in der Regel auch über die Abfahrtsroute geschieht und der Abfahrt über skitechnisch anspruchsvolles Terrain.

Mit dem Tourengehen hat es auch nur soweit eine Schnittmenge, als dass bei beiden Spielarten Höhenmeter gemacht werden und Ski gefahren wird.

Bei der einen Art des Alpinismus steht der Gipfelerfolg und die im Aufstieg zurückgelegten Höhenmeter im Vordergrund bzw. stellen den Anreiz der Unternehmung dar, währenddessen bei der anderen Spielart, dem Steilwandfahren, die anspruchsvolle Firntour und die Abfahrt über eine interessante besonders markante Linie die Essenz der ganzen Unternehmung ist.

Die Bedingungen für solche Touren findet man also eher im späten Frühjahr bzw. im Frühsommer. Zu dieser Jahreszeit sind meiner Erfahrung nach auch nur noch wenige Bergführer mit Lawinenausrüstung in steilen Rinnen unterwegs. Wenn man diesen Punkt ernsthaft betrachtet und Lawinenunglücke( zb. Mont Blanc du Tacul) im Sommer zur Entscheidung heranzieht so, müsste man wahrscheinlich dafür plädieren ganzjährig nicht auf LVS, Mitstreiter und Co zu verzichten. Wenn man aber über eine gewisse Erfahrung verfügt kann es dann dennoch verantwortbar sein?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass innerhalb von Gruppen, gerade mit ausschließlich männlichen Teilnehmern Entscheidungen getroffen werden, welche man alleine anders treffen würde und die im Nachhinein als unvernünftig zu bezeichnen sind. Beispielsweise kann es auch unter Freunden zu der Situation kommen, dass einer „Bergführer aus Gefälligkeit“ ist, wobei der andere Partner wesentlich weniger Erfahrung hat. Wenn sich dieser jedoch selber überschätzt aufgrund des Wissens über die alpinistische Erfahrung des Freundes, so kann dies zu ernsthaften Schwierigkeiten führen. Kann es also besser sein alleine zu gehen(Steilwand)?

Was zu diesem Thema der Standard-Pisten-Skifahrer sagt oder was die BILD-Zeitung schreiben würde ist mir völlig egal.

Globemaster
11.02.2014, 18:30
Ich denke es ist in dem Sinne hilfreich alleine zu fahren, da man keinerlei Ablenkung durch zusätzliche Planung ausgesetzt ist.
Du kannst dich ganz auf dich konzentrieren und brauchst nicht für andere mitplanen.
Das reduziert das Risiko einen Fehler zu machen für dich. ABER nur, wenn du top ausgebildet bist und über ALLE möglichen
Schwierigkeiten VORHER nachgedacht hast und eine 100% Lösung parat hast.

Im Falle eines Notfalles, kann keine noch so gute Ausbildung deinen Buddy ersetzen. Die Gründe sind wohl ersichtlich...

klar
11.02.2014, 18:40
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass innerhalb von Gruppen, gerade mit ausschließlich männlichen Teilnehmern Entscheidungen getroffen werden, welche man alleine anders treffen würde und die im Nachhinein als unvernünftig zu bezeichnen sind. Beispielsweise kann es auch unter Freunden zu der Situation kommen, dass einer „Bergführer aus Gefälligkeit“ ist, wobei der andere Partner wesentlich weniger Erfahrung hat. Wenn sich dieser jedoch selber überschätzt aufgrund des Wissens über die alpinistische Erfahrung des Freundes, so kann dies zu ernsthaften Schwierigkeiten führen. Kann es also besser sein alleine zu gehen(Steilwand)?


Diese Problematik ist bei jeder Form des Bewegens auf Ski abseits der Pisten vorhanden. Um das zu diskutieren kann man sich die krampfhafte Abgrenzung von "Steilwandfahren" (wie auch immer man das jetzt genau definiert), zu allem anderen sparen.

Zum Thema LVS: Meines Erachtens nach ist die Lawinengefahr beim sog. Steilwandfahren deutlich zweitrangig gegenüber der Absturzgefahr, daher ist es in diesem Kontext in den allermeisten Fällen ebenso zweitrangig ob ein LVS und ein Partner vorhanden sind.

freak
11.02.2014, 19:55
Diese Problematik ist bei jeder Form des Bewegens auf Ski abseits der Pisten vorhanden. Um das zu diskutieren kann man sich die krampfhafte Abgrenzung von "Steilwandfahren" (wie auch immer man das jetzt genau definiert), zu allem anderen sparen.

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