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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : LVS Wahl



dieter3102
09.01.2012, 20:42
Hallo miteinander,

ich bin derzeit auf der Suche nach einem neuen LVS. Dabei ist mir unter anderem das Ortovox 3+ ins Auge gefallen, das ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis zu haben scheint. Einer der Kritikpunkte lautet: die Empfangsleistung ist in Relation mit vergleichbaren Geräten schlecht. Nun frage ich mich, inwieweit das relevant ist?
Laut Testberichten empfängt das 3+ ab knapp 40m, ein DSP oder S1 rund 20 Meter weiter. So weit so gut. Nach diesem Test scheint dies aber weitestgehend überflüssig zu sein, scheinbar gibt es nur wenige Geräte, die über die Reichweite eines 3+ hinaus senden. http://beaconreviews.com/transceivers/RangeTransmission.asp
Ich wüsste gerne wie ihr diese Beobachtung einschätzt und in praxi vielleicht andere Erfahrungen gemacht habt!

Beste Grüße

Loki87
09.01.2012, 21:32
Reichweite schadet nicht!
ABER, generell solltest du das gerät leicht verstehen und intuitiv bedienen können.
Und hier hat das 3+ bei mir persönlich ziemlich versagt.
Da das Pieps DSP Tour anscheinend ziemlich gleich dem DSP ist (bis auf nicht zwingend notendige Funktionen, welche aber das 3+ ja auch nicht hat) würd ich das nehmen.
Das Mammut Element soll irgendwie nicht so toll sein...aber das ist auch nur Internet-Info.

olli_essen
09.01.2012, 21:57
Haben heute mit dem DSP Tour ne suchübung gemacht und ein total newbie (noch nie vorher was damit zu tun gehabt) ist Super damit klar gekommen.
Das S1 fand ich auch Super in der Anwendung.
Vielleicht kannst du verschiedene Geräte ausprobieren?

Jay-Zee
09.01.2012, 23:10
also zum thema reichweite beim empfang:

ich war am wochenende bei nem ortovox safety camp und da meinte unser dozent (einsatzleiter bei der örtlichen bergwacht), dass die geräte mit hoher reichweite im prinzip die langsameren sind, weil dich das signal ja entlang der feldlinien zum verschütteten führt (je früher du also ein signal kriegst und dem gerät folgst, desto weiter führt es dich in einem bogen hin zum sender) und wenn der lawinenkegel nicht allzu groß ist und man die verschüttung im optimalfall beobachten konnte, weiß man doch recht genau, wo man ungefähr zu suchen hat. in dem fall ist es somit fast besser, man kriegt erst später ein signal, weil es dich dann schneller zum verschütteten führt.

er meinte auch, dass der marketing gag der automatischen umschaltung nach einer bestimmten zeit von suchen auf senden (wegen der gefahr einer nachlawine) viel mehr probleme verursacht, als nutzen bringt: nachlawinen gibt es ganz selten und die automatische umschaltung verwirrt eine suchende gruppe sehr und kostet dann lebensrettende zeit.

generell ist es halt echt am wichtigsten, dass man erstens sein gerät gut kennt (und weiß, was es in diesem und jenem fall macht) und zweitens auch regelmäßig damit übt.

ich persönlich hab das 3+ und komme bestens damit klar. mein bruder z.b. schwört auf sein uralt-gerät, weil er das eben gut kennt und findet damit bestimmt genau so schnell jemanden, wie ein unerfahrener mit dem modernsten lvs.


der idealfall wäre also, wenn du ein paar interessante geräte in der praxis testen könntest, um dich danach zu entscheiden.

knut
09.01.2012, 23:23
Da hätt ich aber den Dozent gewechselt.

Jay-Zee
09.01.2012, 23:28
ich find er hat -bis auf wenig ausnahmesituationen- schon recht und eben besonders, wenn es sich um -wie es eben oft der fall in der kameradenrettung ist- recht unerfahrene lvs-anwender handelt.

deshalb hab ich auch geschrieben "im prinzip" ;)

knut
09.01.2012, 23:38
Die Bemerkung zu den automatischen Umschalt-Funktionen kann eigentlich nur auf wenige 2-Antennen-Geräte bezogen sein, denn die meisten modernen Geräte, die eine solche Funktion erlauben, machen sie von nicht vorhandener Bewegung abhängig. Insofern kann die Umschaltung die Suche eigentlich nicht stören. Dass sie grundsätzlich sinnvoll ist, hat ja eine katastrophale Situation im Diemtigtal vor gar nicht allzu langer Zeit noch bewiesen. Das Angebot an Backup-Sendern deutet auch darauf hin, dass ein gewisser Bedarf in dieser Richtung gesehen wird.

Auf das "kürzere Reichweite ist Besser"-Argument geh ich mal besser nicht ein. Bei so nem Quatsch platzt mir nur der Kragen.

Weitere seiner Aussagen hast Du ja nicht wieder gegeben. Insofern kann ich Dir nicht zustimmen, dass er Recht hätte.

Dem Rest Deiner Aussagen kann ich nur voll und ganz zustimmen.

Loki87
09.01.2012, 23:42
Das würd ich so jetzt auch unterschreiben.
Mein DSP braucht vlt. zwei Sekunden um nach dem Umschalten das Gerät vom Mitfahrer zu finden wenn der in ca. 1-2m Abstand zu mir steht.
Das schöne an den Dreiantennen-Geräten ist doch,dass die die ganze "Feldlinienarbeit" für dich machen. Das sagt mehr oder weniger in welche Richtung du laufen sollst und gut ist.
Und das geht erfahrungsgemäß in absolut ausreichender Geschwindigkeit.

Die Sache mit der Umschaltung ist auch nicht kompliziert, wenn vernünftig ausgeführt. Kommt halt aufs Gerät an.
Was ich daran eher für sinnlos halte ist, dass wenn tatsächlich ne Nachlawine kommt, man das LVS vermutlich nicht in der Hand behalten kann --> LVS wird gefunden. Dumm nur, dass man selbst nicht mit dran hängt.



Zum Thema Uralt-Geräte.
Nach wie vor gilt:
"Traue Niemandem mit einem Ein-Antennen-Gerät, wenn er nicht mindestens einen langen grauen Vollbart hat."
:p

knut
09.01.2012, 23:46
Das schöne an den Dreiantennen-Geräten ist doch,dass die die ganze "Feldlinienarbeit" für dich machen.

Nicht nur das. Das Hirn sollte immer Vorrang vor dem Gerät haben. Wenn man also ohne ein Signal zu haben die richtige Suchrichtung hat, sollte man diese mit einem Signal (auch wenn die Feldlinie nicht exakt drauf hinweist) auch haben.



LVS wird gefunden. Dumm nur, dass man selbst nicht mit dran hängt.

Meine LVS sind alle mittels Leine am Holster gesichert. Natürlich hat diese das Potential, abzureissen. Aber immerhin.

Nuno
09.01.2012, 23:55
Zum Thema Uralt-Geräte.
Nach wie vor gilt:
"Traue Niemandem mit einem Ein-Antennen-Gerät, wenn er nicht mindestens einen langen grauen Vollbart hat."
:p

Ich wette das mit etwas Training (fast) jeder mit Ein-Antennengeräten und Ohrstecker schneller ist als das 3-Antennengerät! (Bei der Einfachverschüttung).

War nach 1 Abend Trockenübung und 2 Tagen im Gelände deutlich schneller als mit dem DSP oder Pulse.
Da sind nicht nur die 1 oder zwei Sekunden bis das Gerät gerechnet hat, da ist man vor allem beim suchen schneller, da man nicht warten muss bis er die Richtung ausgerechnet hat.

Noch was zum Thema Dozenten: Haben auch oft ihre eigene Meinung und die Weisheit nicht immer mit Löffeln gefressen!

Loki87
09.01.2012, 23:58
Die Leine seh ich eher als schlechten Scherz (zumindest am DSP).
Nett sie zu haben, aber viel versprechen tu ich mir davon ehrlich gesagt nicht.

Nuno
10.01.2012, 00:04
Die Leine seh ich eher als schlechten Scherz (zumindest am DSP).
Nett sie zu haben, aber viel versprechen tu ich mir davon ehrlich gesagt nicht.

Wenn dir das zu unsicher ist, hat Pieps den Backup-Sender entwickelt. Günstiger wäre es, das Gummi durch eine Rebschnur zu ersetzen. Dann dürfte ich das LVS aber auch nicht mehr in der Hosentasche mit mir Tragen ;).

Jay-Zee
10.01.2012, 00:05
@Knut: Die Aussage "kürzere Reichweite ist besser" wurde so auch nie getätigt. Vielleicht liegt da das Mißverständnis. Diese Aussage würde ich so auch für Blödsinn halten.

Wir haben mit verschiedensten Geräten einen Reichweitentest gemacht und da kam von einem Teilnehmer eben ne Frage in die Richtung. Dann meinte der Ausbilder eben, dass Reichweite längst nicht alles sei, oft auch nur ein gewisses Marketingintsrument der Herstellerfirmen und dass IM PRINZIP (für eher unerfahrene Anwender) in der Stress-Situation (in der man optimalerweise recht genau definieren kann, wo man unegfähr zu suchen hat, weil es keine mega Lawine ist und man den Verschwindepunkt beobachtet hat) es für einen unerfahrenen Anwender dann schneller geht mit einem Gerät, das nicht schon ganz früh das Signal hat und einen dann -übertrieben ausgedrückt- erstmal im Kreis rumführt.

Ich hoffe jetzt habe ich mich verständlicher ausgedrückt.


In dem Zusammenhang wurde auch richtigerweise erwähnt, dass der entscheidende Faktor bei einem Lawinenunglück meistens nicht das schnelle Auffinden per LVS, sondern dann vielmehr die richtige und konzertierte Arbeit beim Schaufeln ist.


Dass das automatische Umschalten bei modernen Geräten mit einem Bewegungssensor verbunden ist wusste ich nicht (anscheinend der Ausbilder auch nicht) und dann macht es auch wirklich Sinn. Wäre dies nicht der Fall, hätte ich sein Argument gut verstehen können.


Vielleicht ist dann eine Grundaussage unseres Ausbilders als Schlusswort ganz geeignet ;) (er hat ja den Kurs im Namen von Ortovox und mit deren Geräten durchgeführt, eigene Geräte anderer Marken waren aber auch zahlreich am Start):

Jedes moderne LVS ist bestens geeignet, um einen Verschütteten zu finden. Entscheidend sind dann aber theoeretisches Wissen und praktische Übung des Nutzers. Du musst dein Gerät kennen und verstehen und immer wieder damit üben, das ist dann der entscheidende Faktor und nicht, ob du ein Pieps oder ein Mammut LVS hast.

Cruiser
10.01.2012, 00:52
bei meinem ortovox s1 ist das gerät mit dem brustgurt verbunden. ich denke das hält. allerdings ist das ziemlich nervig bei der suche, da der spielraum mit dem gerät etwas eingeschränkt ist. das nervt vor allem dann bei der punktortung, wenn man mit dem gerät möglichst nah über dem schnee sein sollte...

dieter3102
10.01.2012, 17:56
Abseits der Diskussion, welches Gerät nun wie intuitiv zu bedienen ist, würde ich von euch gerne wissen, was ihr von der Empfangs-Sendeleistung-Beziehung haltet.
Sollte man dem Link in meinem Ausgangspost trauen können, so wären doch Empfangsreichweiten von über 40m obsolet. Bitte korrigiert mich, wenn ich da einen Gedankenfehler habe.

dieter3102
18.01.2012, 13:05
Niemand?

klar
18.01.2012, 15:38
die empfangsreichweiten aller VS geräte mit denen ich das probiert habe, liegen unter der in der tabelle angegeben sendeleistung und er schreibt ja eh, dass diese in der praxis größer wäre als im test. ein gerät, dass 40m empfangsreichweite bei schlechter koppellage hat, wäre mir noch nicht untergekommen.

suchstreifenbreite ist nicht gleich empfangsreichweite, sondern 2 x empfangsreichweite. man kann die streifen doppelt so breit wie die empfangsreichweite anlegen, da man den empfang ja nicht nur in eine richtung hat.

viele vs hersteller schreiben hinten auf die geräte eine empfohlene suchstreifenbreite. beim dsp zB werden 50m suchstreifen empfoheln, dh realistisch 25m empfang. wenn man also zu mehreren bei der signalsuche einen lawinenkegel abgeht, kann man sich theoretisch in 50m abständen aufstellen, da ja jeder nach links und rechts 25m empfang hat.

ich halte es für sehr sinnvoll, die empfangsleistung des eigenen geräts zu testen, und zwar bei schlechtest möglicher koppellage. auf die herstellerangaben sollte man sich nicht in allen fällen verlassen. oft werden "maximale" reichweiten angegeben, also bei idealer koppellage und unter nicht weiter erläuterten sonstige bedingungen.

außerdem darf die sendeleistung von vs geräten einen bestimmten maximalwert nicht überschreiten, um ein wettrüsten der hersteller zu verhindern, das irgendwann dazu führen würde, dass man als suchender viel zu viele signale empfangen würde. ich würde einfach mal vermuten, dass die hersteller sich alle recht nah an diesem deckelwert bewegen.

zitat aus deinem link: "Note that the transmission ranges look relatively short compared to the reception ranges. That is because I was using an ARVA Advanced (which has a relatively short reception range) and because I required a very strong signal (i.e., at least ten beeps without any interruption, whereas for reception range tests I permitted an occasional missed beep). In the real world, the transmission range will be longer."

dieter3102
19.01.2012, 12:51
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, klar!
Ich denke, dass ich damit jetzt eine gute Kaufentscheidung fällen kann.