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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Umfrage zur Risikobereitschaft beim Freeride-Skifahren



TomK
17.11.2011, 10:33
Liebe Freeride-Community!

Für meine Zulassungsarbeit über die "Motivation zu Risikosportarten am Beispiel des Freeride-Skifahrens" habe ich einen Online-Fragebogen erstellt, mit dem die Wahrnehmung und Bedeutung von Risiko untersucht werden sollen. Die Umfrage ist selbstverständlich anonym und eure Angaben werden streng vertraulich behandelt.

Den Fragebogen findet Ihr unter folgendem Link:

https://www.soscisurvey.de/freeskiing/?q=MRFS

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich der eine oder andere von Euch 15 Min Zeit nimmt, um an der Befragung teilzunehmen.

Vielen Dank!!!

Thomas

knut
17.11.2011, 10:54
Dann warte ich mal gespannt auf Zorro.

gex
17.11.2011, 11:28
Uni Würzburg! Das ist nicht die seriöse Sporthoschule Köln!! Achtung! Chinesischer Hacker-Angriff!




Edit: Aus Reue über diesen sinnlosen Kommentar habe ich mal ein paar Minuten meiner Pause geopfert... Hihi, die Frage nach der Anzahl der Skitage ist witzig... (und zeugt leider auch davon, wie wenig der Ersteller des Fragebogen mit der Materie zu tun hat)

knut
17.11.2011, 11:29
Naja, die Umfrage hat prätenziösen Charakter und wirkt sehr, sagen wir es mal vorsichtig: zielgerichtet.

Hannness
17.11.2011, 12:13
Hihi, die Frage nach der Anzahl der Skitage ist witzig...

Da darf sogar ich mich mal als Core-Freerider fühlen ;)

Zum Rest sag ich nichts, warte aber auch auf Zorro

freak
17.11.2011, 13:11
bei der menge der skitage fehlen doch die nullen, oder?

freak~[:fish:&:ghost:]

campagnard
17.11.2011, 13:15
weil mich diese "Umfragen" (herumfragen kann jeder) stören hier der Lesestoff der verarbeitet werden sollte BEVOR man so dämlich Umfragen durchführt:

Es gibt vier meiner Ansicht nach wirklich relevante Bücher zu dem Thema Risikosport:
Gut (http://www.amazon.de/Xtrem-kalkulierte-Wahnsinn-Extremsport-Zeitph%C3%A4nomen/dp/3924865337/ref=sr_1_5?ie=UTF8&qid=1321534963&sr=8-5)
Gut (http://www.amazon.de/X-treme-Zur-Soziologie-Abenteuer--Risikosports/dp/389942204X/ref=sr_1_33?ie=UTF8&qid=1321534994&sr=8-33)
Super (http://www.amazon.de/Risikosport-Suizid-Lebenskunst-Arno-M%C3%BCller/dp/3939519685/ref=pd_sim_b_2)
Naja (http://www.amazon.de/Extremsport-aus-Sicht-Soziologie-K%C3%B6rpers/dp/3640282280/ref=sr_1_38?ie=UTF8&qid=1321534994&sr=8-38)

Und dann, nur weil man Onlineumfragen so furchtbar leicht erstellen kann heißt das nicht, dass man die Grundlagen nicht zu kennen braucht (ich hab jetzt mal die rausgesucht die noch zu haben sind, es gibt ältere Publikationen die meiner Meinung nach besser sind):
Besonders für Personeninterviews gut (http://www.amazon.de/Experteninterviews-qualitative-Inhaltsanalyse-rekonstruierender-Untersuchungen/dp/3531172387/ref=pd_sim_sbs_b_3)
Interview & Fragebogen (http://www.amazon.de/Interview-schriftliche-Befragung-Entwicklung-Durchf%C3%BChrung/dp/3486275399/ref=sr_1_4?s=books&ie=UTF8&qid=1321535380&sr=1-4)
Grundlage (http://www.amazon.de/Methoden-empirischen-Sozialforschung-Peter-Atteslander/dp/350312618X/ref=sr_1_7?ie=UTF8&qid=1321535627&sr=1-7)
erweiterte Grundlage (http://www.amazon.de/Integration-qualitativer-quantitativer-empirischen-Sozialforschung/dp/353116144X/ref=sr_1_10?s=books&ie=UTF8&qid=1321535448&sr=1-10)

so, und jetzt will ich mal vernünftige Kataloge beantworten.

campagnard
17.11.2011, 13:16
und wenn man dann alles gelesen hat vielleicht noch das hier, ist grad neu erschienen wie mir scheint, ich hatte noch ein deutlich älteres (http://www.amazon.de/Fragebogen-Von-Forschungsidee-SPSS-PASW-Auswertung/dp/3825284069/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1321535772&sr=8-2)

knut
17.11.2011, 13:50
Danke, das war noch besser, als auf Zorro zu warten.

Zorro
17.11.2011, 16:21
dieser Mouseover-Effekt ist weltklasse. Von grellgrün zu grellgelb. Und das nur für jede der 300 Fragen einmal. Und wer mag kann sogar mit der Maus zwischendurch wieder runterfahren, ohne zu clicken. Das ist mit Abstand das Beste Feature der Umfrage!

Sorry für die Verspätung Leute, aber im Funpark wars heut mal wieder SO geil! Wahr total sick mit dem Homiez wieder! :)

c/k/f: enttäuscht, zufrieden?

how
17.11.2011, 17:04
Hallo Thomas,

ich versuche 'mal einen konstruktiven Hinweis.

Du unterstellst in Deinen Fragen, dass man die Sportart "Freeride-Skifahren" ausübt, weil sie riskant ist.

Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass dies eine reale Motivation sein soll. Risiko nehme ich vielleicht in Kauf. Risiko versuche ich zu minimieren.

Wenn mein Ziel aber das Risiko wäre, könnte ich das einfacher und billiger haben..

Insofern kann man Deinen Fragebogen nicht wirklich beantworten.

Wolfgang

PS: Ich gehöre sicher nicht zu den echten Freeridern, von denen es hier 'ne ganze Menge gibt. Für mich reichen Varianten und kleine Aufstiege. Dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass auch die Spezielisten nicht das Risiko suchen (außer vielleicht beim Freeski Mountaineering (http://www.freeskiers.net/community/showthread.php?t=14691)).

domiheyLA
17.11.2011, 17:32
Zorro, gibts hier irgendwelche insider? ;-)

Cruiser
17.11.2011, 19:05
die umfragen nehmen ja inflationär zu, aber diese war besonders bescheiden...

knut
17.11.2011, 19:32
@how: Danke, sehr gut ausgedrückt. Dem stimme ich voll zu.



c/k/f: enttäuscht, zufrieden?

In meiner Enttäuschung hochzufrieden.

limo
17.11.2011, 21:57
Die Frage bzgl. Siktage ist witzig. Weniger als 3 aber ich fühle mich mit dem Risiko lebendiger und versuche meine Freunde zu übertreffen und es gefällt mir, wenn andere meinen Mut bewundern.

Sorry Thomas. :-)

Geht es den eigentlich beim Skifahren nicht um etwas ganz anderes? Ich denke bei den Meisten ist es nicht der Risikofaktor - hoffe ich -

Als Motivation würde ich hier mal die gute frische Bergluft erwähnen und die Sonne über dem Nebelmeer.

Skifahren ist häufig auch besser als das Weekend koksend in einer Kneipe zu verbringen
und Freeriden ist angenehmer als Pisten fahren. Gerade auch weil Stürze weniger weh machen und die Gefahr kleiner ist, über den Haufen gefahren zu werden. Also quasi eine Risiko verminderung.....

Cruiser
17.11.2011, 22:07
außerdem ist es eine neue herausforderung wenn man mehr als "nur" piste fahren will

lazyboy
19.11.2011, 07:28
Als Motivation würde ich hier mal die gute frische Bergluft erwähnen und die Sonne über dem Nebelmeer.

Skifahren ist häufig auch besser als das Weekend koksend in einer Kneipe zu verbringen
und Freeriden ist angenehmer als Pisten fahren. Gerade auch weil Stürze weniger weh machen und die Gefahr kleiner ist, über den Haufen gefahren zu werden. Also quasi eine Risiko verminderung.....

Wort!

Die Hauptmotivation für mich ist es ne gute Zeit mit meine Kumpels zu haben, ab und zu ein paar nette Fotos zu machen und am Abend haben alle ein Grinsen im Gesicht!

Den Kick im Sinne von massiver Adrenalinausschütung will ich nicht, der kommt nämlich nur was etwas wirklich in die Hose geht. Klar fühlt man sich nach nem Tag am Berg an der Sonne besser (ist das der Kick?) als wenn ich im nebligen Zürich den ganzen Tag vor der Glotze verbringe. Eine Wanderung hat aber den selben effekt ;)

Find ich echt schade das die Umfrage drauf raus will das wohl nur risikogeile Adrenalinjunkies Freeriden. Tja, aber das will der gute Thomas wohl hören...

Ruprecht
21.11.2011, 09:39
so, um etwas beim thema zu bleiben, hab ich den fragebogen ausgefüllt. dazu kann ich mich how anschließen.

in den meisten schifilmen und auch letztens bei attack of la nina bekommt man immer zu hören, dass die pros das ganze machen, just to have some fun out there, ski some pow and have a good time with your buddies.. glaubt ihr das? ich will ja niemandem von denen unehrlichkeit unterstellen, aber das pseudophilosophische gewäsch, das man meist präsentiert bekommt, schafft nicht gerade vertrauen in die selbst-bewusstheit der sportler.
in irgendeinem interview spricht reinhold messner übers bergsteigen als parasuizidale handlung. (leider kann ichs nirgendwo finden, ich glaub es war auf SPON aber da wird in jedem artikel der irgendwas mit bergen zu tun hat, auf reinhold messner verwiesen, deshalb ists wie die nadel im heuhaufen..) wenn man sich einen mcintosh und seine immer unglaublicheren lines ansieht, kann man das wohl auch auf freerider übertragen. damit möchte ich extremsport per se nicht verurteilen, im gegenteil. ich möchte auch nicht jedem, dem seine snowcard orange anzeigt und der dennoch in den hang fährt, parasuizidales verhalten unterstellen. aber nachdem "profis" ja irgendwie die zu ende gedachte form unseres handelns sind, kann man einen kern davon schwer leugnen? seh ich das zu eng?

mir gehts hier hauptsächlich darum, dem ganzen freeski-mountaineering ;) sein spassgesellschaftsimage zu nehmen. (und dem bergsport seine romantisierung.) ich seh das auch nicht als gesellschaftlichen auftrag. wenn mir hier jemand ein etwas tieferes bild der freeride pros vermitteln kann, bin ich schon zufireden. :)

campagnard
21.11.2011, 10:18
das ist ja nett gedacht …*aber bei weitem nicht der kern. die "Freeride-Pros" sind noch sehr sehr sehr (mult.) weit weg vom Limit, vom wirklich Extremen, auch Ian. Natürlich lassen sie ihr Weichspülgewäsch über Soul und Powder raus, das ist nämlich das was jeder der schon mal einen richtig guten Pulvertag erlebt hat nachvollziehen kann. Glücklich wie die Kinder, ohne Hintergedanken, ohne Sozialkritik, ohne Zukunftsangst, in Zeiten der Unsicherheit (gefühlter) kommt das super an, also verkauft es sich auch gut.
Dass die Gefahr da ist verkennt ja niemand, drum werden die großen Filmproduktionen auch von einem großen Safetyteam begleitet. Als einzelner kleiner Freerider alleine am Berg hab ich das natürlich nicht und muss mir selbst Gedanken machen. Orange auf der Snowcard, nunja, das muss jeder selbst wissen. Aber wegen der Gefahr geht bestimmt kaum jemand Pulvern, man geht eher zum Pulvern weil es so irre viel Spaß macht und akzeptiert ein Risiko, geht also obwohl es gefährlich ist. Das individuelle Risikomanagement steht auf einer ganz anderen Karte.
Einen Autorennfahrer muss man auch nicht davon überzeugen, dass Skifahren toll ist, das weiß der schon, weil er das Gefühl kennt und trotzdem Autorennen fährt, weil er das Risiko kalkuliert.

Ruprecht
21.11.2011, 11:12
was würdest du dann als extremes freeriden im sinne eines mcintosh und co. bezeichnen? rein aus neugierde..

hmm, war mir schon klar, dass sich di leute nicht mit steve house oder so vergleichen lassen, wollte sie nur (oder manche davon) etwas weg von der red bull ecke und in richtung *irgendein edler rotwein* schieben. damit man das ganze stumpfsinns drumherum in seinem kopf mit irgendwas sinnvollerem überblenden könnte.. :D

ja ist mir schon klar, dass der heli nicht nur zum filmen da ist sondern auch bei evtl notfällen helfen kann. trotzdem setzen sie sich einem großen risiko aus. das dann nur auf spass zu begründen fällt mir schwer. dass nur das gezeigt wird, weil sichs gut verkauft ist mir auch klar, ich will das ja auch gar nicht ändern, nur wollte ich mein perönliches bild vom freerider vertiefen.

Kartoffelstampfer
21.11.2011, 13:31
Es geht nicht nur um Spass. Wenn man mit alten Bekannten aus der Szene die eben vom Skifahren leben spricht wird oft gesagt dass es für die wichtig ist sich zu verkaufen. Dem einen gelingt das indem er sich ein gutes Image aufgebaut hatte und im Nachhinein immer wieder zu Filmsequenzen eingeladen wird. Und dann beispielsweise in Serien wie der von Switchback entertainment das Skipro-leben "vorgeschönt" wird. Anderen bleibt eben nur übrig in dem sie immer dickere Dinger drehen. Spin to win war es bei den Freestylern. Bei den Freeriden eben wurden die dickeren Cliffs gesprungen oder, noch nie für befahrbar gehalten Lines befahren. So blieben Sie für den Markt interessant. Somit ist eingegangenes Risiko für Sie bares Geld. Selbst wenn es schief lief. (auha mal sehen wie das ankommt)

Etwas anderes ist es vielleicht bei den Kontestfahrern, da ist gutes Risikomanagement sicherlich ein notwendiges Detail zum Erfolg.

swissmade
21.11.2011, 14:07
Prinzipiell geh' ich auch freeriden, damit ich endlos glückliche Momente in der Stille der abgeschiedenen Natur erlebe. Das geht tiptop an mittelsteilen Hängen.

Gewisse schwierige Lines, die auch ungesund enden könnten und mir das Adrenalin schon vor dem Drop-In in die Adern jagen, wähle ich aber definitiv bewusst, um den Kick wieder mal zu spüren und zu merken "dass ich noch am Leben bin".

Geht's nicht den meisten so?

knut
21.11.2011, 14:08
Aber die Motivation dahinter ist dann nicht das Risikoerlebnis, sondern es als Job besonders gut zu machen.
Was besonders gut ist, bestimmen dann die Unternehmen und der Markt. Womit wir wieder bei der moralischen Verantwortung im Business wären.

Hat aber nichts mit der persönlichen Motivation, diesen Sport (oder eben auch Job) auszuüben, zu tun.
Ich bezweifle, dass die Motivation, Freeski irgendwie als Job auszuüben, im Beginn anders ist, als die Motivation, es als Individualsport auszuüben.

Ruprecht
21.11.2011, 14:58
dann, knut und kartoffelstampfer, sind freeride profis aber nichts weiter, als leute, die im gelände gut schifahren können, aber zu dumm sind, sich einen weniger risikoreichen broterwerb zu suchen.

swissmades zweiter absatz spricht hingegen eher für ein nicht geldbedingtes inkaufnehmen des risikos.

Kartoffelstampfer
21.11.2011, 14:59
Warum lecken sich Hunde die Eier?

knut
21.11.2011, 15:00
dann, knut und kartoffelstampfer, sind freeride profis aber nichts weiter, als leute, die im gelände gut schifahren können, aber zu dumm sind, sich einen weniger risikoreichen broterwerb zu suchen.

Diese Schlussfolgerung ist schlicht unzulässig.

Ruprecht
21.11.2011, 15:17
Warum lecken sich Hunde die Eier?



Diese Schlussfolgerung ist schlicht unzulässig.

:D
kartoffelstampfer stimmt dem also zu.
für knut: ich hab dich so verstanden, dass die motivation dahinter wäre (außer zu beginn des jobs), besonders gut in seinem job zu sein. wenn man aber sein leben aufs spiel setzt, einzig und allein für ruhm und geld, dann halte ich das für dumm.

knut
21.11.2011, 15:34
Ok. Dann ist das Deine Meinung dazu und nicht eine logische Schlussfolgerung.

Aber teilweise bin ich da mit Dir konform. Für Parkratten und Freeride-Pros ist eine mangelnde Fähigkeit zur Selbstreflektion sicher von Vorteil.

Kartoffelstampfer
21.11.2011, 15:49
Ich stimme nicht zu, es gibt schlicht weg mehrere Antworten. Der Hund macht das nicht immer nur weil er es kann ;) Aber jeder von Ihnen würde Dir sagen: Geld mit Skifahren zu verdienen ist Ihr Traum. Aber sie sagen auch, dass es nicht immer Spass macht. Und auch dass es manchmal weh tut. Und einige haben tatsächlich auch gesagt, dass Sie nicht wissne würden was Sie sonst machen würden (Seth Morrison) Und vor allem um Ihren Job auszuüben müssen Sie viel viel unbezahlte Überstunden machen.

Dennoch würde ich meinen Sesselfurzerjob gerne tauschen. Hälst Du mich nun für dumm? - ganz klar meine Perle würde das tun. :D

Ruprecht
21.11.2011, 16:11
hehe, nein ich würde dich nicht für dumm halten, aber die schlussfolgerung habe ich auch nur aus euren aussagen gezogen, besonders aus knuts, wonach die motivation für risikoreiches freeriden auf geld zu begründen wäre. und sein leben für geld aufs spiel zu setzen, halte ich für dumm. das ist tatsächlich nur meine meinung und nicht logisch nachvollziehbar, da hat knut recht. aber du würdest das ja ncht machen, du hast ja schon nen job, die motivation wäre eine andere. darüber will ich nicht mutmaßen.
ich hoffe ja, dass es eben freerider gibt, die das aus anderen gründen machen. und da kommt dann die risikobereitschaft ins spiel.

knut
21.11.2011, 16:12
Risikobereitschaft ist etwas völlig anderes als Risiko als Grundlage der Motivation.

swissmade
21.11.2011, 16:14
Auffallen muss ein (zukünftiger) Pro sicherlich, sonst wird's nix. Und dass man dafür etwas mehr riskiert/riskieren muss, liegt auf der Hand.

Aber Spass macht's auch für kein Geld! :)

Ruprecht
21.11.2011, 16:21
was ist die motivation eines freeride profis sein leben zu riskieren? nur "a good time with my friends...blablabla"? das war ja meine ausgangsfrage.

campagnard
21.11.2011, 16:52
das machen genügend menschen ohne dass sie dafür "fame & bucks" bekommen. Das ist eine Frage die Du jedem Menschen der etwas riskantes tut stellen kannst. Manche Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Aktivität.
Warum sagen viele Bergführer, dass sie den schönsten Job der Welt haben? Warum geht ein Rennfahrer Rennen fahren? Warum fliegt ein Astronaut ins All? Warum fährt ein Polizist in NewYork Streife? Warum wird jemand Löwendompteuer? Warum gehen Söldner in Afrika kämpfen?
Das Wort "Beruf" geht auf "Berufung" zurück und hat nichts mit einer Sucht oder Suche nach Risko oder Adrenalin zu tun. Es ist eine (europäische) kulturphilosophische Frage, und die pauschal und hier kurz zu beantworten ist mir nicht möglich, alleine die Frage nach individueller Lebensgestaltung ist für mich zu komplex um sie für andere zu beantworten, ganz zu schweigen von einem Urteil. Dann kommt noch die Risikobewertung gesamtgesellschaftlich dazu die natürlich wieder alles beeinflusst usw. usf.

Ruprecht
21.11.2011, 21:21
inwieweit man die sinnhaftigkeit der tätigkeit eines astronauten oder polizisten mit der eines freeride profis oder löwendompteurs vergleichen kann, hängt von deinem wertesystem ab.
darüberhinaus bezweifle ich, dass es den meisten menschen bewusst ist, was ihre wirkliche motivation für eine risikoreiche handlung ist. deswegen finde ich die aussage messners ja so interessant. und deswegen frage ich ja hier nach, vielleicht hat jemand ja was dazu gelesen. wenn ich meinte, die freerider wären sich voll bewusst über ihr handeln, dann wäre meine fragerei hier ja sinnlos, dann würde ich besser seth morrison anschreiben oder nochmal seine aussagen in seinen filmen anhörn.
ich persönlich denke schon, dass das risiko ein nicht unwesentlicher faktor für die aussübung des sports ist. natürlich nicht der einzige und hauptausschlaggebende. das verurteile ich aber nicht. das leben wird oft am interessantesten, wenn man es im angesicht des todes sieht. klingt sehr pathetisch. ist aber auch in anderen bereichen so, finde ich. sonst würde man sich ja nciht nine inch nails anhörn sondern immer nur lady gaga..

campagnard
21.11.2011, 21:33
richtig. hast du die bücher die ich zu der thematik eingangs vorgeschlagen habe gelesen? da ist das schön en detail aufgearbeitet.

Ruprecht
21.11.2011, 21:58
mea culpa. die hatte ich nicht durchgeklickt.. danke dafür!
du scheinst aber nichts revolutionäres daraus entnommen zu haben? oder willst/ kannst du uns das nicht mitteilen? werd mal sehn, ob ich eins der bücher über die bibliothek bekomme..

campagnard
21.11.2011, 22:53
Nunja, es werden quasi viele der Argumente hier dann mit Heidegger und ähnlichem untermauert, Messner macht auch nix anderes. Ich bin diese Diskussionen inzwischen leicht überdrüssig da sich vieles auf der stelle bewegt. Wo genau liegt denn dein standpkt und wie kommst du dahin?

Greenkeeper
21.11.2011, 23:01
Die Frage ist aber doch, geht der Freeskier Pro wirklich ein höheres Risiko ein als ich als Tourengeher auf der Schwelle zum Freeriden?

Wie oben schon beschrieben begleitet so einen Pro ein mehrköpfiges Safetyteam, da wird mit dem Heli geflogen, Lawinen beim Aufstieg fallen schon mal weg. Da wird auch gerne mal der Hang noch etwas mit extra Belastung ausgesetzt um evtl. vorher alles in Bewegung zu setzen. Teilweise wird gar gesprengt. Jetzt muss jeder für sich entscheiden ob der Pro damit eine höhere Risikobereitschaft hat oder das Risiko einfach ganz anders managen kann.

knut
21.11.2011, 23:41
Klar geht der Pro ein höheres Risiko ein. Das Risiko hier auf die Lawinen zu beschränken, greift sehr kurz.

Ich habe jetzt keine konkreten Zahlen, aber gefühlt haben 1/4 aller Pros pro Jahr einen Season-Ender, also eine so schwer wiegende Verletzung, dass die Saison vorbei ist. Wie viele Forennutzer haben das?


Aber auch damit wird das Risiko nicht zu einer Motivation. Das Risiko wird auch nicht zum motivierenden Faktor, weil das Gefühl, es überwunden zu haben, ein belohnendes ist. Dieses (Glücks-)Gefühl wird dann höchstens zum motivierenden Faktor. Und das Risiko in Kauf genommen. Wie viel bewusste Entscheidung dabei ist, ist fraglich.

Trotzdem ist risikogeil ein genauso dummes Wort wie z.B. todesmutig. Niemand sucht das Risiko. Aber sicher gibt es viele, die den Kick, den einen die Gefahrenüberwindung bringt, suchen.
Ich will auch nicht ausschliessen, dass das für viele eine mehr oder minder einflussreiche Motivation für diesen Sport ist.
Ich zweifle aber vehement daran, dass es für die allermeisten die auslösende und zentrale Motivation ist.
Für mich ist sie's sicher nicht.

Und damit wird jedwede Umfrage, die auf dieser Annahme -oder ist es polemische Wunschvorstellung?- beruht, zur Farce. Erst recht, wenn sie mit so kümmerlichem Intellekt ersonnen wurde. Nur um den Bogen zurück zum Thema zu schlagen.

campagnard
22.11.2011, 08:35
das leben wird oft am interessantesten, wenn man es im angesicht des todes sieht.

diese annahme geht auf die Existenzphilosophie zurück und ist meiner Ansicht nach sicher wahr. Aber Freeride Profis sind von diesem "you fall you die" sehr weit weg, dass mal einer umkommt ist doch eher selten, schon gar nicht auf Film. Dean Potter oder der Huababua, Freesolo, die sind am Limit, Seth Morrison war bei seinem Hubschrauberabsturz am Limit, aber nicht beim Skifahren, da ist die Sicherheitsmarge noch sehr groß. Alle Lawinenrisikomangementsysteme zielen darauf hin, dass Ski-Tourengehen ein so geringes Risiko wie eine durchschnittliche Bergwanderung hat, von einem Risiko für Leib und Leben das über den alltäglichen Lebensrisiken einsetzt ist da sicher nichts da. Als Profi verändert sich natürlich auch die Wahrnehmung, ein Steve House rennt den Jubigrat in Turnschuhen in 3-4 Stunden und schaut dabei aufm iphone Baseball, ist es für ihn daher risikoreicher? Sicher nicht, da er das Medium überdurchschnittlich gut beherrscht und somit sein individuelles Risiko im Vergleich zum Normalbergsteiger senkt und somit logischerweise weniger gefordert ist was zu der Konsequenz führt, dass er Spielraum hat. Das geht dann schon auf Preuss zurück, man solle nur klettern, was man völlig frei auch wieder abklettern kann. Risikomanagement am Limit. Aber Freerideprofis sind Skitechnisch und was die Machbarkeit angeht nicht am Limit.

Ruprecht
22.11.2011, 08:53
ja genau und tatsächlich kann ich mit camus und sartre sehr viel anfangen.
eine bibliothek in meiner nähe führt das buch von arno müller, werde mir zuerst mal das ansehen.

risikogeil und todesmutig sind natürlich sehr negativ behaftet. klar will sich niemand damit in verbindung bringen lassen. das hat auch mit einer gewissen verantwortung gegenüber der (jungen) leserschaft zu tun, die man fühlt.

weiters denke ich, dass man die "allermeisten" und die "profis" nicht in einen topf werfen kann.

ich finde auch, dass dean potter und alexander huber sehr sehr nah am limit sind, wie sonst wenige.

knut
22.11.2011, 09:50
risikogeil und todesmutig sind natürlich sehr negativ behaftet.

Nein, Du hast mich falsch verstanden. Diese Wörter sind Schöpfungen der reisserischen Medienlandschaft und klingen toll. Haben aber keine echte Bedeutung bzw. Existenzgrundlage. Und sind daher Schwachsinn.
Egal, ob sie positiv oder negativ behaftet sind. (Wobei todesmutig zugegebenermassen grenzwertig in diese Kategorie passt)

Es gibt schlicht die Geilheit auf Risiko nicht. Verlockend sind immer die Begleitumstände und die emotionale Belohnung der Überwindung von Angst und Gefahr. Das nackte Risiko selbst ist es schlicht nicht. Für niemanden (mit der Ausnahme von suizidgefärdeten, welche Gleichzeitig die posthume Anerkennung der eigenen Heldentums suchen).

campagnard
22.11.2011, 10:49
todesmutig ist in einem anderen kontext durchaus als leidenschaftliches adjektiv im dienste einer sache zu sehen, wenn individuelles dasein zurück gestellt wird.

Ruprecht
22.11.2011, 15:30
so, ich hab jetzt das buch von müller durch. wirklich sehr gut und sehr erhellend, kann ich jedem, den die thematik interessiert empfehlen. und es deckt sich erstaunlich stark mit meinen eigenen "vermutungen". (vielleicht hats mir auch deshalb so gut gefallen :D)

das risiko spielt demnach aber eine sehr bedeutende, essenzielle rolle. wie hier schon richtig bemerkt wurde, ist es allerdings nicht die einzige komponente. sonst könnte man es ja auch einfacher erlangen, als mit nem heli aufn berg zu fliegen. beispielsweise indem man über die auobahn läuft.

hmm, ich will hier nicht zu weit ausholen, ich weiß auch nicht obs überhaupt wen interessiert, deshalb fasse ich mich kurz:
der tod wird in unserer gesellschaft weitestgehend tabuisiert, obwohl er eigentlich ein konstituierendes element unseres lebens ist. durch die auseinandersetzung mit dem tod erlangt man ein tieferes bewusstsein über sein leben oder man verdrängt den tod, indem man die furcht davor in den mittelpunkt stellt und diese furcht überwindet. (vermeintlicher sieg über den tod).
warum man ein immer größeres risiko eingeht, hängt auch mit der suche nach sogenannten flow-erlebnissen zusammen. flow erlebnisse sind ein verschmelzen von person, umgebung und tätigkeit. sie treten ein, wenn anforderung und können im gleichgewicht liegen. die anforderungen beinhalten natürlich das risiko. "dort wo der mensch das wagnis nach eigenen gewichten wägt, wird wagnis zum risiko." sagt heidegger und das passt sehr gut zum basketballschauenden jubigrat laufenden house.

edit:
ich hoffe das war nich zu kurz, aber wenn jemand einwände hat, kann er sie ja bringen, dann kann man auch weiter diskutieren..

campagnard
22.11.2011, 15:51
Ahjo, nix anderes ward ja gesagt.

Nur: ist das jetzt der Wessheit letzter Schluss? Ich denke nicht.


Ps: ist wirklich sehr knapp gefasst...

Ruprecht
22.11.2011, 16:04
wenn ich mir den thread nochmal durchlese, dann ist der grundtenor hier doch der, dass das risiko zwar da ist, aber man könnte viel besser freeriden, wenn überhaupt kein risiko da wäre. das ist doch das totale gegenteil von dem, was ich geschrieben habe?!

campagnard
22.11.2011, 18:14
Sehe es eher so, dass Freeriden eher als wenig riskant gesehen wird. Es ist eben, moderat ausgeführt so wie es die meisten hier ja handhaben, keine sonderlich riskante Sportart. Daher muss man deutlich zwischen normalem Tiefschneefahren und dem am Grenzbereich unterscheiden...

campagnard
22.11.2011, 18:16
Schreibe heute nicht weiter dazu da ich hier nur aufm Telefon schreibe ;)

Ruprecht
22.11.2011, 18:43
ja schon klar, deswegen schrieb ich ja, dass man die "allgemeinheit" nicht mit den "profis" in einen topf werfen soll. und mich interessieren ja eher die pros.. aber die grenze ist fließend. und die filme verkaufen sich ja auch so gut, weil die leute dinge machen, die man sich selbst wünscht. die eigenen sehnsüchte und bedürfnisse werden sozusagen ausgelagert und auf jemanden projeziert, der macht, was man selbst nicht wagt/kann. nicht zu vergessen die voyeuristische komponente, einen crash oder eben tod mitzuerleben.

ich hoffe auch, dass man mich nicht als verteidiger der umfrage sieht.

Loki87
22.11.2011, 19:44
Ich denke Ruprecht hat es schon recht gut getroffen.
Meiner Meinung nach ist gerade dieses Flow-Erleben ein absolut essentieller Bestandteil einer jeden Sportart und ganz besonders solcher, welche wie das Skifahren (besonders auf dem "hohen Level" und unter den Konsequenzen des Freeskiing) zumindest zeitweise eine völlige Fokussierung auf das eigene Handeln verlangen.
Leider wird Flow in seiner Bedeutung noch viel zu sehr auf den Arbeitsbereich fokussiert.
Denn interessant wird die Sache finde ich erst dann, wenn man Adrenalinausschüttung und Flow-Erleben in Kombination betrachtet. Ich müsste mich mal schlau machen, ob es Studien zu dem Thema gibt, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass diese Kombination sozusagen in einem neuen Hochgefühl gipfelt, welches nur durch eines der Beiden nicht erreicht werden kann. Sozusagen der Adrenalinschub während des ohnehin schon "erhebenden" Flowgefühls.
Wo der "normale" Sportler (sagen wir mal Handball) durch die Konzentration auf das Spiel sein Flow-Erlebnis erreicht, genügt es "Extremsportlern" eben nicht, nur dieses zu erreichen.
Wichtig hierfür ist aber zu wissen, dass für eine Adrenalinausschüttung nicht nur eine Lebensbedrohliche Situation in Frage kommt, sondern schon eine Überforderung der eigenen Leistungsfähigkeit, sei es kognitiv oder körperlich, welche vom Körper dann als potentiell gefährlich eingestuft wird.
Und hier liegt vermutlich auch der Knackpunkt, an dem knut sich zurecht so stört. Nicht das Risiko verlockt. Vielmehr gibt es mit Flow-Erlebnis und Adrenalinausschüttung (eben auch erzeugt durch Situationen die einen kurzzeitig überfordern, deshalb aber noch lange nicht tödliches Gefahrenpotential bedeuten) zwei Faktoren wegen welchen man die allgegenwärtige Gefahr billigend in Kauf nimmt.
Und wenn man es so betrachtet hat zwar jeder die Gefahr von Lawinenabgängen oder Verletzungen im Hinterkopf, diese wird jedoch zugunsten des Wiedererlangens des Flowerlebnisses verdrängt.

Aber letztlich ist das auch nur so ne Idee :p;)

Die Pros muss man sowieso ganz gesondert betrachten. Diese Leute wären nicht auf dem Level auf dem sie heute sind, wenn sie nicht bereits vor ihrer Pro-Karriere dem Sport exzessiv nachgegangen wären und eine dem Durchschnittssportler überlegene Portion Talent besessen hätten.
Somit haben sie den Sport zu Anfang aus den selben Gründen betrieben wie jeder andere auch.
Dass sich das im Laufe einer Karriere ändert, liegt wohl einfach in der Natur der Sache. Denn plötzlich hängt an diesem vormaligen Hobby die gesamte finanzielle Zukunft sowie in einem weiten Rahmen auch das persönliche Umfeld. Denn ist man raus aus dem Game, ists plötzlich Essig mit regelmäßig mit den Skihomies abhängen. Die gehn dann halt ohne einen auf den Alaskatrip. Man wäre plötzlich außen vor und mehr oder weniger allein. Das ist wie bei jemandem der aus nem Sportverein austritt. Nach und nach verliert sich der Kontakt zu den Manschaftskollegen und man verbringt seine Abende vor dem Fernseher, während die anderen noch gemeinsam einen trinken gehn (nur um das mal noch zu versinnbildlichen ;-) ).
Dass das ne gewisse Motivation in sich birgt sein Limit immer weiter zu pushen um für Sponsoren interessant zu sein und möglichst lange dabei bleiben zu können, kann ich mir zumindest sehr gut vorstellen.
Ich behaupte deshalb mal ganz frech, dass die Hauptmowivation für einen Pro vor allem der Leistungsdruck ist, denn um auf seinem Level funktionieren zu können, muss er eine Möglichkeit gefunden haben den Stress durch das Risiko auszublenden.
Schließlich geht auch kein Weltklassesprinter an den Start und es pumpt ihm Adrenalin durch die Adern. Die sind und müssen da auch ruhig sein und dafür haben die in ihrem Team extra Mentaltrainer und Psychologen. Ohne das wäre diese Leistung einfach nicht abrufbar.

Ruprecht
23.11.2011, 20:06
naja, das flow erlebnis ist eben nur ein teil der wahrheit, wie ich finde. es geht mir auch (hauptsächlich) um die existentielle dimension des risikosports.
und auch wenn sich freeriden nciht so sehr am limit abspielt, wie etwa freeclimbing, muss es doch als risikosportart gezählt werden. "als risikosportarten werden jene sportlichen betätigungen bezeichnet, in denen individuelle verhaltensfehler aber auch technische mängel, schwerwiegende auswirkungen haben können, was die Gesundheit und das leben der akteure betrifft." (t. brandauer. ich spar mir wissenschaftliches zitieren, oke?:))

über "lust am risiko" wird durchaus ernst gesprochen und keineswegs im zusammenhang mit suizidgefährdeten. wie ich an andrer stelle schon schrieb: "die entscheidung des lebens ist, ob der mensch solche gleichgültigkeit erreicht. dann hat er den tod überwunden, indem er ihn will und tatsächlich wollen kann. er kann ihn nicht durch selbstmord herbeiführen, da ja dann die kräfte des willens zum leben in der nächsten wiedergeburt doch da wären. der buddhist will den endgültigen tod. ob er ihn erreich, darüber entscheidet sein leben, dafür ist er verantwortlich, das ist sein sinn des daseins." (karl jaspers über todesbejahung im sinne des buddhismus)
auch heidegger geht in diese richtung. er spricht von einem "sein zum tode." das sein zum tode als sein zu einer möglichkeit. allerdings darf diese möglichkeit niemals eintreten, weil sonst die grundlage dafür, nämlich der mensch, vernichtet würde. es kommt zu einem "vorlaufen zum tod", was dem menschen ermöglicht, seine existenz zu erfahren.

gumbrecht über heideggers "sein zum tode" in verbindung mit sport:
"Eher geht es beim boxen um "sein zum tode" bzw "vorlaufen zum tode". boxen hat das potential, den tod in den augen der zuschauer präsent zu machen, und sollte martin heideggers existenzialanalyse des todes zutreffen, dann kann boxen dazu beitragen die zuschauer von einer furcht zu befreien, durch die sie - unbewusst - den überwätligenden anblick des todes in ihrem alltagsleben zu vermeiden suchen. als ende des körperlichen lebens ist der tod auch teil des körperlichen lebens und das vorlaufen zum tod kann deshalb nicht eine ausschließlich psychisch intellektuelle erfahrung sein."

Loki87
23.11.2011, 23:38
Das mag sicherlich ein möglicher Aspekt sein,aber letztlich bleibt einem über diese Dimension leider nur zu theoretisieren.

In dem Kontext werf ich jetzt mal in den Raum, dass Anfänger im Bereich des Freeridens vermutlich die selbe Intention antreibt wie jemand der den Sport schon Jahre ausübt.
Und wenn ich mir jetzt anschaue, dass Kids von 10 oder 13 Jahren neben der Piste im Sidecountry rumheizen oder mal kleine Drops springen, dann vermute ich einfach, dass hierbei der Faktor des Erlebens des Hochgefühls stärker wiegt als die Todeserfahrung und deren Verarbeitung. Uns fehlt doch in der heutigen Zeit einfach diese regelmäßige mentale und körperliche Beanspruchung.
Sicher ist es für manchen Extremsportler auch eine Art "spirituelles Erlebnis" (in Ermangelung eines besseren Wortes), aber einem Großteil der Leute die diesen Sport mitlerweile eben auch ausüben, fehlt dieses Gefahrenbewusstsein doch gänzlich.
Also in dem Sinne, dass sie sich der Gefahr wirklich und wahrhaftig nicht bewusst sind.
Und in deren Fall kann dieser sagen wir mal "spirituelle Aspekt" ja kaum zum tragen kommen, oder?
Denn sind wir mal ehrlich, die wirklichen Gefahren lauern doch nur auf den ernsthaften Alpinsportler, weil der durch die wiederholte Ausübung gezwungen ist, sich ernsthaft mit den Konsequenzen seines Handelns zu beschäftigen.
Für Hannelore und Heinz aus Hannover, stellt sich die Frage nach der Gefahr doch garnicht, weil "einmal ist keinmal" und deswegen is das eh alles vollkommen lächerlich was andere da machen. 2 Meter neben der Piste kann eh noch nix passieren...
Aber steckt eben nicht in jedem von uns auh ein bisschen Hannelore und Heinz und was treibt diese an.

Worauf ich hinaus will ist, dass sich Gefahrenwahrnehmung stark von Person zu Person unterscheidet und wir in diesem Kontext eben nicht nur den langjährigen Alpinisten oder ähnliches betrachten dürfen, sondern das ganze sozusagen auf die niedrigste Ebene herunterbrechen müssen.
Was treibt den Menschen zu potentiell gefährlichem Handeln?
Ich denke dafür gibt es mehr als genug Gründe und genau so unterschiedlich sind sie auch beim Freeskiing.
Interessant ist es den gemeinsamen Nenner zu finden und der liegt hier meiner Meinung nach im "Rauschgefühl" das eben wirklich jeder erleben kann und auch relativ gleich (zumindest anfänglich) erlebt.Abhängig eben von Können und Leistungsfähigkeit.
Alles weitere ist meines Erachtens nach so individuell wie jede Persönlichkeit.

PS: Ja, ich halte wirklich nicht viel von nicht messbaren Variablen in solchen Überlegungen ;-)

Und ml noch was ganz neues im Sinne der Terror Management Theorie:
Was spricht dagegen das ganze so zu betrachten, sich im Sinne der Werte unserer modernen Gesellschaft (Freiheit, individuelle Lebensgestaltung, erreichen von Zielen,etc) verewigen zu wollen?
Ich meine, genießt es nicht jeder von uns auch ein bisschen sich in der Anerkennung Anderer (oder auch deren Unverständnis ;-) ) für unser "unvernünftiges" Handeln zu sonnen? Das Gefühl zu haben am Ende seines Lebens mehr erreicht/erlebt zu haben als Andere.
Und man kann ja nicht wirklich anzweifeln, dass ein bewusst handelnder und erfahrener Alpinist bei der Ausübung seiner Sportart unter Mortalitätssalienz steht.
Ich denke hier kommt dann auch wirklich dieser "spirituelle Aspekt" und die Verarbeitung der Todesproblematik zum Tragen.

Nebenbei: Der Thread hat sich bis jetzt echt gut entwickelt ;)
Vielleicht erhält der Threadersteller noch ganz neue Einsichten!
Kann nur empfehlen die Anregungen hier, in deiner Arbeit im Schlussteil anzusprechen und zu reflektieren.

Ruprecht
24.11.2011, 09:24
hehe, unterschätz mal die theorie nicht :) nebenbei bemerkt, mutmaßt du gleich wie ich. das einzig messbare wäre der adrenalinspiegel oder ausschüttung von beta endorphinen oder sonstigem zeugs womit ich mich nicht auskenne. wurde teilweise auch schon gemacht: http://www.matthiasmayr.com/movies/feel-adrenaline/

ich glaube man muss hier klar zwischen gefahr und risiko unterscheiden. aus dem historischen wörterbuch der philosophie: "während gefahr jede beachtenswerte möglichkeit eines nachteils beudeutet, so ist von risiko nur zu sprechen, wenn die entscheidung eine unerlässliche ursache des möglichen eintritts eines schadens ist."
wenn die freiwilligkeit zur handlung nicht gegeben ist, (und die kann nur gegeben sein, wenn man sich der gefahr bewusst ist) dann kann ich auch nicht von risikosport sprechen.
ich betone nochmal, ich möchte nicht eure hannelore und heinz mit ian mcintosh in einen topf werfen. oder mit reinhold messner oder steve house. aber natürlich sind die am interessantesten. die motive der anderen sind wahrscheinlich so verschieden (gruppendynamik, neugierde, gesundheit..) dass es müßig wäre, darüber was aussagen zu wollen. und auch nicht im sinne eines erkenntnisgewinns in dieser frage: "was treibt menschen zu potentiell gefährlichem handeln?".

mit der terror management theorie (die ich nicht kannte) bestätigst du ja genau die existentielle dimension des risikosports. bewusstwerden der eigenen sterblichkeit durch risikosport. seinem leben einen sinn zu geben, durch transzendenz, religion usw., das macht man aus angst vor dem tod. um ihn zu verdrängen. weil man spürt, dass das leben "sinnlos" ist. (ich will hier niemandem von seinem glauben abbringen ;)) deshalb sucht man sich sinn zu geben, durch anerkennung der eigenen wertegemeinschaft. oder man sucht sich unsterblich zu machen, weil man eben an eine wirkliche unsterblichkeit, im sinne der christlichen lehre etwa, nicht glaubt. es besteht ein unterschied darin, ob ich mein leben auf ein leben nach dem tod ausgerichtet lebe, oder ob ich an kein leben nach dem tod glaube und deshalb das beste aus dem hier und jetzt, aus dem eigenen dasein, mache.

campagnard:
Speed has never killed anyone, suddenly becoming stationary...That's what gets you.

was sagt das wohl aus? ;)

campagnard
24.11.2011, 10:01
campagnard:
Speed has never killed anyone, suddenly becoming stationary...That's what gets you.

was sagt das wohl aus? ;)


freut mich ja, dass noch jemand hinter den platten vorhang schaut und das zitat durchdenkt ;)

Ruprecht
24.11.2011, 12:47
:D

übringends, hast du dir schon "skiing everest" angesehn? besonders interessant mit dieser diskussion im hinterkopf. wenn man mal von den amerikanismen absieht.. für einen freeski mountaineer wie a clockwork orange für nen punk.

Loki87
24.11.2011, 12:58
@ Ruprecht,natürlich geb ich dir Recht! ;)
Ich seh nur das Actionerlebnis als im Vordergrund stehend für die meisten Leute.
Die Unterscheidung würde ich eben dort setzen, wo die Erfahrung beginnt, und dann auch das Auseinandersetzen mit den Gefahren.
Ich vermute einfach,dass man sich da sozusagen "reinsteigert".

Und wegen der TMT:
Ich brauch einfach immer n theoretisches Rahmenkonstrukt (inklusive einiger überprüfbarer Studien) um sowas anzuerkennen^^
Wird uns einfach so antrainiert...:rolleyes:
Wollt damit nur deiner Aussage nochmal ne für mich greifbarere Stütze liefern.
Psychologie hier bei uns ist einfach sehr Naturwissenschaftlich geprägt und weniger Philosophisch, da kann man einfach nicht aus seiner Haut ;)

Irgendwie bekomm ich grad Lust das Ganze mal wirklich genauer zu untersuchen.
Ich glaub nach der Prüfungsphase grade, werd ich mich mal dransetzen und mich bisl bezüglich Studien zu dem Thema umsehen. Irgendwas muss es da doch geben!

btw: Das Video isn interessanter Ansatz, Hätten sie noch paar andere Sachen mehr gemessen, wäre das schonmal sehr aufschlussreich. Aber bei Gelegenheit muss ich mir das ma anschaun.
Mich würde da mal noch der Vergleich zwischen Pro und "Durchschnitt" interessieren.

dru
24.11.2011, 15:00
ich will gar nicht viel auf details, studien oder philosphien eingehen. ich behaupte hier 2 dinge:

1. annerkennung ist ein großer, wenn nicht DER motivationsfaktor.

2. das erlebte hochgefühl kann süchtig machen.

ich behaupte auch, dass diejenigen, die einen extremsport nur für sich und nur zum zweck des erlebens ausüben, sehr sehr wenige sind.

dRu

campagnard
24.11.2011, 15:44
hört auf den mann

Ruprecht
24.11.2011, 16:05
kann ich gut mit leben auch im sinne des vorher gesagten. :)

dru, mit der bestimmtheit, wie du das hier behauptest, gehe ich davon aus dass du dich selbst als extremsportler siehst oder zumindest sehr stark in der szene verankert bist? dein avatar lässt vermuten, du springst von hohen sachen runter? betreibst du auch andere sachen "extrem"? kannst du einen unterschied feststellen zwischen passivem kick (BASE jump) und aktiv erarbeitetem (freeriden, mountainbike, keine ahnung was du machst :))?

dru
24.11.2011, 16:16
kann ich gut mit leben auch im sinne des vorher gesagten. :)

dru, mit der bestimmtheit, wie du das hier behauptest, gehe ich davon aus dass du dich selbst als extremsportler siehst oder zumindest sehr stark in der szene verankert bist? dein avatar lässt vermuten, du springst von hohen sachen runter? betreibst du auch andere sachen "extrem"? kannst du einen unterschied feststellen zwischen passivem kick (BASE jump) und aktiv erarbeitetem (freeriden, mountainbike, keine ahnung was du machst :))?

ja, ich bin von hohen sachen gesprungen und ja, ich bin stark in einer szene verankert. ich betreibe auch andere sachen, aber nicht mehr so "extrem", wie ich es schon mal habe.

erklär mir bitte den unterschied zwischen passivem und aktivem kick. was an einem BASEjump ist passiv?!

dRu

Ruprecht
24.11.2011, 16:25
das "sich fallen lassen"? du merkst, ich habs selbst noch nie gemacht, hoffe mir nicht die finger verbrannt zu haben.. :D ich mein, wenn ich ne wand hochklettere, dann muss ich mich mehr einbringen, als wenn ich ne wand runterspring. oder?

dru
24.11.2011, 16:41
das "sich fallen lassen"? du merkst, ich habs selbst noch nie gemacht, hoffe mir nicht die finger verbrannt zu haben.. :D ich mein, wenn ich ne wand hochklettere, dann muss ich mich mehr einbringen, als wenn ich ne wand runterspring. oder?

ok, verstehe. kann deine vorstellung nachvollziehen, sie ist aber nicht richtig. denk an einen skispringer, wie viel der mit kleinen bewegungen arbeitet, um eine gute position und damit eine gute performance zu erreichen.

wir springen nicht einfach eine wand hinunter und warten ab, was passiert. wir beeinflussen unseren fall ganz aktiv, um eine separation vom objekt zu erreichen = sicherheit. dazu ist der weg hoch auch nicht immer einfach und man muss mehr oder weniger beschwerliche hürden nehmen. das kann vom 1h dauernden "wandern" bis zu 3,5 tage durch steppe und dschungel quälen, alles sein.

für mich war der sprung natürlich immer das highlight, aber das gesamterlebnis am berg, dass ist es, um was es mir in summe mehr gegangen ist. es hat nur gedauert, dass zu erkennen. da gehört viel mehr dazu, als der reine sprung.

was sich auf mentaler ebene abspielt, und das ist für mich die wichtigere, ist ohnehin schwer nachzuvollziehen. mental leisten beide, der kletterer und der BASEjumper, eine höchstleistung.

dRu