PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Komplette Sicherheitsausrüstung-gehören Felle dazu?



limo
15.02.2010, 18:53
Hier im Forum wir immer sehr leidenschaftlich über die verschiedenen Aspekte der Sicherheit am Berg diskutiert. Dabei sind sich eigentlich alle einig, dass LVS, Sonde und Schaufel standard Ausrüstung ist. Viele tragen auch noch einen ABS Rucksack und eine Avalung.

Was mich seid längerem Beschäftigt ist folgende Situation:

Wenn der letzte einer Gruppe eine Lawine auslöst, ist es für die unten am Hang wartenden ja praktisch unmöglich in nützlicher Zeit zur Unfallstelle zu gelangen.
Selbst wenn es der Hang erlaubt, in gewissen Abständen zu warten, dauert es ewig im Tiefschnee ohne Tourenausrüstung bloss 100 - 200 Höhenmeter aufzusteigen. (Falls es überhaupt möglich ist) Vielfach sind die Distanzen schnell noch viel grösser. Vor allem auch, wenn man korrekterweise den Hang nur einzeln befährt.

Müsste man aus diesem Aspekt heraus eigentlich nicht gerade zu zwingend, mit Fellen und Tourenbindung unterwegs sein??

osti
15.02.2010, 21:17
über den Aspekt (im Falle einer Verschüttung durch den tiefen Schnee hochlaufen zu müssen) habe ich mir auch schon oft Gedanken gemacht, bin aber auch zu keinem abschliessenden und zufrieden stellenden Ergebnis gekommen.

Grundsätzlich halte ich Felle auch beim Varianten fahren für sinnvoll. Teilweise habe ich dann auch Felle dabei, v.a. wenn nicht ganz klar ist, ob man sie benötigen wird bzw nicht. Ich stelle es mir zB. äußerst dumm vor, wenn man mal irgendwie in eine Sackgasse geraten ist. Sollte normal nicht vorkommen, aber wer kennt es nicht, wenn man mal an ner dummen Stelle steht und denkt:"Mei, des ist jetzt mal saublöd gelaufen".

edit: ich habe auf beiden Paar Ski jeweils ne Touren-fähige Bindung und passende Felle, so ist zumindest die Option vorhanden.

flaka
15.02.2010, 22:05
Also,

Felle sind im allgemeinen ganz super wenn man sie hätte wenn man sie braucht.

Ich möchte einen Aspekt einbringen der nicht nur Lawinen betrifft sondern einen anderen Sicherheitsaspekt.

Haben am We eine Variante gemacht wo wir dann lächerliche ca. 150 - 200 Hm zurückhiken mussten. Haben uns das von oben angesehen und hat ganz locker ausgesehen.

Normal eine Sache von 20 min. Als wir dann aber unten loshikten war der Schnee soooo tief das wir dafür 1h50min gebraucht haben, ziemlich ausgepowert....das hat Körner gekostet. Hatte sogar eine Tourenbindung am Ski aber keine Felle mit. Wenn ich spurte, musste ich bei jedem Tritt ca. 5 x nachstampfen um genügend Stabilität für den nächsten Schritt zu bekommen, wenn meine Freundin gespurt hat (hmmm meine Freundin spurt wann denn das :confused:) ...und das am Valentienstag...was für ein Kavalier ich doch bin...:rolleyes:

.....bin ich trotzdem bei jedem zweiten Tritt durchgesackt.
Jeder Fehltritt bei dem du durchsackst kostet extra Körner.

Bin meistens zwischen 50 - 100 cm durchgesunken, die Stöcke sind teilweise bis 120 verschwunden. Daher hat auch öfters meine Freundin gespurt die ist nur hab so tief eingesunken,:confused:................ ich denke über eine Diät nach die Fastenzeit kommt auch. :rolleyes: Danke auch an Gletsch der uns mitgeteilt hat das in den Seetaler Alpen 75 cm Neuschnee liegen ;)

Wenn ich mir denke das ich da Felle mitgehabt hätte....ein leichtes. :p ---- War aber im nachhinein ein Super Workout und das Bier an der Liftstation hat später sensationell gemundet.

Also ich packe wenn ich tourenfähige Skier habe, von nun an immer Felle dazu.

Anbei noch ein Bild, (nicht die tiefsten Stellen der Winterwanderung) alleine bis zum Wegende am Bild hat es von da sicher 20-30 min gedauert.

gex
15.02.2010, 22:30
wird das Gelände, wird es oft auch einfach unmöglich, nach oben zu kommen. Es scheint, als bleibe zu hoffen, dass der Verschüttete soweit nach unten gespült wird, dass seine Kumpels ihn zeitnah erreichen können...

StefanBC
15.02.2010, 23:10
n fehler ists nicht, bin als boarder leider von vorne rein raus. im prinzip muss man echt hoffen dass der kollege an einem vorbeigespült wird und man selbst nen sicheren platz hatte ;)

dru
16.02.2010, 05:25
ich hab meine felle immer mit. zum einen, weil ich eben so einen falschen abstecher mit anschliessendem wiederaufstieg kalkuliere, zum anderen, weils immer wieder interessante lines gibt, die mit fellen schneller und einfacher zu erreichen sind.

dRu

pancugolo
16.02.2010, 05:29
Felle und Touren-Ausrüstung sind neben Pieps, Schaufel, Sonde das absolute Minimum, wenn man sich mit dem Sport mit viel Freude beschäftigen mag.

jensr
16.02.2010, 06:51
Tja. Die Gedanken habe ich mir auch schon öfter gemacht. Man sollte halt a) drauf achten die nötigen Sicherheitsabstände einzuhalten, aber b) eben auch Sicherheitsstops einzuhalten um den Abstand zueinander nicht zu groß werden zu lassen. Mehr als 100m sollten es im Regelfall eben nicht werden. Wenn der obere dann etwas auslöst und wirklich ernsthaft mitgerissen wird, sind 100m schnell eine normale Lawinendistanz. Ein blödes Bauchgefühl bleibt, gerade auch wenn man wie ich konditionell/gesundheitlich gerade nicht auf der Höhe ist und daher nicht die Körner hat, die Flaka oben gezeigt hat. Bei einer ähnlichen Situation vor zwei Jahren hätte ich danach beinahe gek... und skifahren hatte sich danach für den Tag erledigt. :(

Ein Problem warum ich das mit den Fellen für nicht allgemeintauglich halte: 1) Ein Ungeübter bekommt diese in einer Stressituation u.U. gar nicht gescheit an den Ski und 2) die meisten Variantenfahrer sind (imho aus gutem Grund) mit Alpinbindungen unterwegs Ich jedenfalls hätte keine Lust immer und überall mit meiner Duke herumzufahren.

gex
16.02.2010, 08:12
100m sind wahrscheinlich lawinentechnisch sinnvoll, der Spass bleibt da aber oft auf der Strecke... Nicht im Wald, aber bei größeren Lines...

jensr
16.02.2010, 08:51
100m sind wahrscheinlich lawinentechnisch sinnvoll, der Spass bleibt da aber oft auf der Strecke... Nicht im Wald, aber bei größeren Lines...

Habe eben auch nochmal drüber nachgedacht wie oft ich selbst weiter weg stehe. Letzlich wird man einen Mittelweg finden müssen zwischen Spaß und Sicherheit. Immer mit Tourenbindung fahren müssen ist für mich jedenfalls keine Lösung - zumal wirklich voll abfahrtstaugliche Tourenbindungen fehlen. Slebst die Duke ist doch ein Witz gegen eine gute Rossi, Look oder Salomon von der Fahrperformance her ...

TomyLight
16.02.2010, 09:04
100m sind wahrscheinlich lawinentechnisch sinnvoll, der Spass bleibt da aber oft auf der Strecke... Nicht im Wald, aber bei größeren Lines...

Und bei den größeren Lines kommste erst unten zum Liegen.

Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass ich im Notfall noch die Ruhe hätte, mir Zeit zum Anfellen zu nehmen.

gex
16.02.2010, 09:31
es gibt ja noch andere Notsituationen ausser einer Lawine...

limo
16.02.2010, 12:04
Die Zeit, die man beim anfellen verliert, hätte man nach spätestens 10 Meter weg wieder aufgeholt. Wenn der Schnee hüfthoch liegt, kommt man ohne Felle nicht weit. Dann noch jemand in einem Kegel ausfindig machen bzw. zu suchen, ist imho eigentlich unmöglich.

Ein weiterer Aspekt:
es gibt ja noch andere Notsituationen ausser einer Lawine...

Verfahren, wie Flaka es beschrieben hat. Ein Sturz, ein verlorener Ski (vom Mitfahrer ;)) etc. etc.

knut
16.02.2010, 12:39
Safe-Spots zum Anhalten sind schlicht und einfach so zu planen, dass man im Ernstfall nicht im Gefahrenbereich eines Lawinenkegels ist, aber in seinem Einflussbereich.

Man sollte daher auch vor dem Losfahren mit seinen buddys reden, bis wo man fährt.

StefanBC
17.02.2010, 09:26
Safe-Spots zum Anhalten sind schlicht und einfach so zu planen, dass man im Ernstfall nicht im Gefahrenbereich eines Lawinenkegels ist, aber in seinem Einflussbereich.

Man sollte daher auch vor dem Losfahren mit seinen buddys reden, bis wo man fährt.

leichter gesagt als getan, also die sage-spots finden

jensr
17.02.2010, 09:38
SaGenhafte spots finden war noch nie einfach ... ;)

knut
17.02.2010, 09:54
leichter gesagt als getan, also die sage-spots finden

Wenn das ernst gemeint ist, dann würde ich Dir ans Herz legen, Dich damit zu beschäftigen, wie man das Gelände aus Lawinensicht liest. Wo sind mögliche Schneeansammlungen, die Bretter geben könnten, wo sind sie Auslösbar, was ist mein Hang, was wäre die Fliessrichtung und die Reichweite etc.
Für mich einer der wichtigsten Faktoren für die Sicherheit im Gelände, wenn nicht der wichtigste.

Wenn's nicht ernst gemeint war: Ich versteh's nicht... ???

limo
17.02.2010, 10:03
Find ich nicht so abwegig, diese Feststellung.

Wo wär denn z.B hier ein Safe-Spott möglich ohne im Einflussbereich einer möglichen Lawine zu stehen?

16348

knut
17.02.2010, 10:56
Wo wäre denn die Auslaufzone?

limo
17.02.2010, 11:02
Hier sieht man auch wie weit das (auf dem ersten Foto erkannbaren) Schneebrett hinuntergeht.

16349


Der Kegel des Schneebretts ist ganz schön gross. Ich denke nicht, dass man ohne Felle / Schneschuhe eine Chance hätte, den Kegel von unten her abzusuchen.

knut
17.02.2010, 11:06
Also. Da hast Du's.

Wenn man ganz auf safeplay setzt, sind weitere safe-spots auf den Rücken und Graten bei dem Felsdurchsetzten Gelände, dann käme man im Zweifelsfall von oben.

Weiterer Vorteil: Die Firstline wird brüderlich aufgeteilt.

StefanBC
18.02.2010, 20:38
Also. Da hast Du's.

Wenn man ganz auf safeplay setzt, sind weitere safe-spots auf den Rücken und Graten bei dem Felsdurchsetzten Gelände, dann käme man im Zweifelsfall von oben.

Weiterer Vorteil: Die Firstline wird brüderlich aufgeteilt.
vielleicht bin ich jetzt grad zu doof, aber auf dem ersten foto erkenne ich keine großartige struktur, meines erachtens kann auf dem kompletten hang was abgehen. und auch sogut wie überall besteht die gefahr dass man mitgerissen wird, wenn jemand über einem fährt und was lostritt. wenn ichs wirklich so schlecht lesen kann, würde ich dich bitten in paint oder so mal ein paar rote kreise einzuügen wo du warten würdest. vorzugsweise für die spuren in der mitte

limo
19.02.2010, 17:01
Geht mir wie dem StefanBC. Das Schneebrett auf dem Foto haben übrigens jemand ausgelöst. Er konnte aber rechts rausfahren..



Wenn man ganz auf safeplay setzt, sind weitere safe-spots auf den Rücken und Graten bei dem Felsdurchsetzten Gelände, dann käme man im Zweifelsfall von oben.

Auf die Rücken und Graten kommt man gar nicht hoch und ob es klug ist, unter denen zu warten? (Würd ich nicht machen) Zu dem sind die ganz oben im Hang. Das Problem verschiebt sich einfach gegen unten. Nach unten läuft ja der Rücken einfach aus, ohne Felsen etc.

16360

16361

kompostman
22.02.2010, 00:30
Wenn der letzte einer Gruppe eine Lawine auslöst, ist es für die unten am Hang wartenden ja praktisch unmöglich in nützlicher Zeit zur Unfallstelle zu gelangen.

Genau aus dem von dir angesprochenen Grund habe ich immer Felle im Rucksack dabei.