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gletsch
13.02.2010, 21:18
Skitest: Lhasa Pow (pmgear)

Ski: Lhasa Pow Bro model 186 Carbon-Version (im Gegensatz zur Fiberglass-Version) (Baujahr Saison 2009/2010) von pmgear (http://www.pmgear.com)

Skimaße: tip-rocker, semi pintail, 3 mm positive camber, 140-112-122

Gewicht: etwas über 4kg + 1kg Bindung

http://i228.photobucket.com/albums/ee107/cramp67/Bro-Lhasa-PMgear-small.jpg

Bindung: Dynafit TLT comfort

Skischuhe: Dynafit Zzeus

Felle: Black Diamond

Fahrer: 173cm, 60kg, 42 J, Mode-Freerider mit überdurchschnittlich schlechter Kondition und Kraft, Knie- und Rückenprobleme etc., bisherige Ski (old school Tourenski, Tourencarver, Dynafit Legend, Dynafit Pro Rider, Kneissl Tanker, Head Supermojo), defensive Fahrweise

Testorte: Stuhleck (Steiermark), Unterberg (Niederösterreich)

Testbedingungen: griffige Kunstschneepiste mit (präparierter) Neuschneeauflage, griffige Naturschneepiste, (zu) wenig Pulverschnee auf Schwimmschneeunterlage, windgepresster Schnee, ausgeprägter Triebschnee, 10 cm Pulverschnee auf Harschkruste, unterschiedlich stark gebundener Schnee (ohne Kruste)

Testumfeld: freie Hänge mit zu wenig Schnee (Latschen, kleinere Felsblöcke nicht zugeschneit), Hochwald unterschiedlicher Bewuchsdichte, Waldschneisen, (schlecht) gestreute Autostrassen

Vorbemerkung:

Auf TGR werden Ski von pmgear im Allgemeinen und der Lhasa Pow im Besonderen nachgerade hymnisch gelobt. Nicht verwunderlich, da der Gründer und die pmgear-Leute selbst Teil der dortigen community. Angepriesen werden v.a. die Skimodelle Bro 179 / 183 und nun auch der Lhasa Pow als one-ski quiver (was im Falle der Lhasa Pow wohl eher mit Blick auf die neuschneereichen Regionen Nordamerikas/der Welt gemeint sein dürfte).

Es war nun also mal an der Zeit die Ski auch aus alpen(ostrand)spezifischer Sicht zu testen. Also erstand ich im Sommer die besagten Ski zum (auch nicht gerade schnäppchenmässigen) summer presale Preis (Transport, Zoll und Mehrwertsteuer kamen zum urprünglichen Preis von ca. 700 (? für den exakten Preis müsste ich bei meinen paypal-Zahlungen nachsehen) USD dazu).

Vorneweg: Der heurige Alpenwinter bietet (zumindest hierzulande) durchaus anspruchsvolle Testbedingungen (bei den sehr guten Pulverschneeverhältnissen vorige Woche am Niederalpl hatte ich die Bindung noch nicht auf den Ski montiert gehabt). Heute gab es beinahe alles: von zu wenig bis ausreichend Schnee, von harten, windgepressten Schnee (inklusive Dünen als eingebaute Sprungschanzen), Harschkrusten, gut fahrbahren Triebschnee (ca. 10-15 cm Einsinktiefe) bis zu nur leicht gebundenen Schnee (richtigen fluffigen Powder gabs nicht bzw. nur in solchen homoöpathischen Mengen, dass er kaum Wirkung zeitigte).

Wie tut sich nun der Ski?

Auf der Piste konnte ich damit fahren, wie man eben auf einer Piste mit Ski fährt. Der Sidecut lässt langgezogenes Carven zu. Ungewohnt war anfangs für mich die Breite, da ich altersbedingt oft zu einer (zu) engen Skiführung neige. Generell waren die Pistenstrecken auch recht kurz und meist flach bis (unter) mittel“steil“. In einer klassischen Buckelpiste wär mir der Ski wohl zu lange, aber das hängt vor allem von meiner mangelnden Kraft in den Beinen und meinen Knieproblemen ab. Grundsätzlich lässt sich der Ski aber durchaus genussvoll auf der Piste herumfahren (falls man mal aus irgendwelchem Grund einen Pistentag einlegen will/muss).

Im dichten, mittelsteilen Wald bei wenig Schnee (merkbare Bodenberührung meist in Form von Wurzeln, Baumstümpfen, querliegenden Bäumen) hab ich mir eher schwer getan, wobei einfach subjektiv die Bremse drin war (Angst vor Ruinieren des neuen Skis, Sturzgefahr durch Einfädeln, Hängenbleiben in Wurzeln etc.). Hierzu ist zu sagen, dass ich normalerweise bei solchen Verhältnissen kürzere, deutlich schmälere Ski (172 cm Tanker oder Dynafit Legend) fahre.

Im gut eingeschneiten, mittelsteilen Wald bei schlechten Schneeverhältnissen (10cm Pulver auf Harschkruste) ging es ganz gut. Man merkt, dass der Ski bei allen Bedingungen relativ agil ist und sich leicht drehen lässt. Das geringe Gewicht (insbesondere im Verein mit der Dynafit-Bindung) macht sich diesbezüglich einfach positiv bemerkbar. Bei gleichen Schneeverhältnisse im flachen Wald war von der Harschkruste nichts mehr zu bemerken. Der Ski schwamm hervorragend auf. Da wars dann, dass ich das erstemal das Prinzip des Rockers erleben konnte/durfte (ist mein erster Ski mit – wenn auch kurzen/gering ausgeprägten - Rocker).

Zu den Eigenschaften im extremen Pressschnee unterschiedlicher „Härte“ (noch dazu mit schlecht sichtbaren und harten Dünen) ist nichts zu sagen. Da tu ich mir wohl mit jedem Ski schwer.

Dann wechselten wir auf die Nordseite, die zunächst von Triebschnee, später dann (zwischen den Bäumen) von schwach gebundenen Schnee (also beinahe Pulver) geprägt war. Gelände war mittelsteil, teilweise fuhren wir in einer Waldschneise, teilweise zwischen den Bäumen (hier war der Schnee natürlich lockerer). Für den heurigen Winter waren bei dieser Abfahrt die Schneeverhältnisse (und auch deren Höhe) gut bis sehr gut. Hier bekam ich dann das erstemal ein echtes Geführ für diese Ski. Zwischen den (relativ locker stehenden) Bäumen des Hochwalds war bei höhere Geschwindigkeit immer genug Spielraum um ggf. die „Notbremse“ in Form eines schnellen Schwungs zu ziehen. Die hohe Agilität des Ski war hier in der Tat sehr beeindruckend. Gleichzeitig hatte ich nie das Gefühl, dass der Ski ein „Eigenleben“ bekommt und nicht mehr meinen Steuerungsimpulsen folgen möchte. Ein Wechsel zwischen längeren Schwüngen und kürzeren war jeweils immer problemlos möglich. Insbesondere die längeren, schnelleren Schwünge waren sehr genussvoll – ich könnte mir vorstellen, dass im freien Gelände mit diesen Ski auch ein Austesten der eigenen Geschwindingkeitsgrenze sehr schön möglich wäre. Insgesamt machte er bei dieser Abfahrt einen für mich deutlich angenehmeren Eindruck als der Dynastar Pro Rider (den ich aber auch gar nicht in einem derartigen Wald fahren möchte).

Aufstiegseigenschaften: In Kombination mit der Dynafit ist das Gewicht (sehr) gering und somit eignet sich der Ski auch für lange Aufstiege (halt je nach individueller Kondition). Wir hatten heute nur einen kurzen Fellaufstieg im flachen Gelände (tw. Forststrasse, tw. sanfte Waldhänge), wobei keine Spitzkehren notwendig waren („normale Kurven“ genügten). Die Breite des Skis ist o.k. für vorhandene Spuren (zumindest im weichen Schnee).

Gesamteindruck

Seinen Ruf als vielseitiger „cross-over-Ski“ (für den one-ski-quiver) wird der Lhasa Pow aus meiner Sicht durchaus gerecht (zumindest für den Winter, für den Frühling bei harten/eisigen Verhältnissen kann ich natürlich noch nichts sagen). Sein geringes Gewicht und seine Agilität machen ihn zu einem hervorragenden Tourenski für den Freerider, der auch gerne mal mit Fellen aufsteigt.

peakskier
13.02.2010, 22:12
Danke für den guten und umfangreichen Testbericht. Schön zu hören, daß der Lhasa Pow nicht zu Unrecht auf TGR so gelobt wird.

jensr
14.02.2010, 12:21
Schöner Test. Danke Gletsch!

alex
15.02.2010, 16:27
Ich find es einfach super wenn Tourengeher der alten Schule sich offen auf das neue Material einlassen und dessen Qualitäten für sich entdecken :cool:

Die Relikte des "alten" Fahrstils bekommt man übrigens auch im fortgeschrittenen Alter noch raus - wir alten Säcke sind schliesslich noch lernfähig ;)

gletsch
26.02.2010, 18:08
Heute hatte ich wieder Gelegenheit den Lhasa Pow zu testen. Bei sehr unterschiedlichen Schnee- und Wetterbedingungen:

Vormittags: Starker Schneefall (kein Wind), weiter oben pulvrig locker, unten feucht. Schlechte Sicht. Ca. 10cm Neuschnee auf teils krustiger Altschneedecke (tw. angefrorene Altschneespuren, die man durchgespürt hat). Die Pistenstrecken waren ebenfalls durch den Neuschnee gezeichnet, der auf den "stärker" befahrenen Teilen häufchen- und knollenweise zusammengefahren war. Am späten Nachmittag bei der Talabfahrt gab es auf den untersten Hängen (ab ca. 1300/1400m) dann beinah frühjahrssulzig war.

Während des Vormittags war das Fahren durch die schlechte Sicht stark beeinträchtig. Ich komme dabei mit meinem Gleichgewichtssinn einfach nicht klar.

Hier nochmal ein Bild dieses bemerkenswerten Skis

http://i228.photobucket.com/albums/ee107/cramp67/Skitrip-Feb-March-2010/bro-lhasa-adurns.jpg

Als dann kurz nach Mittag der Schneefall aufhörte und die Sicht besser wurde (tw. sogar ganz wenig Sonne) konnte ich den Lhasa mal so wirklich testen.

Ganz kurz gesagt: unglaublich! Ich glaube nun ungeprüft alle Lobpreisungen dieses Ski, die auf TGR so herumschwirren. Im stark verspurten hatte ich zum ersten Mal überhaupt Spass beim Skifahren. Fahr eigentlich tw. fast wie wenn's nicht verspurt wär ...

Im unverspurten ein fast nicht mehr beschreibbarer Skigenuss. Auch bei höherer Geschwindigkeit bzw. bei langen Schwüngen im Steilen hat man immer das Gefühl voller Kontrolle. Sehr gemütlich und leicht auch der Wechsel zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten bzw. Radien.

Dank der Geschwindigkeit und den längeren Bögen hab ich dann - trotz nur 10 cm Neuschnee - die verkrustete Altschneedecke gar nicht mehr durchgespürt. Natürlich gabs nix hüfttiefes oder face-shots, aber, dass man bei so wenig Neuschnee so viel Tiefschneegenuss - trotz der schlechten Unterlage - haben kann, war ein einziges Aha-Erlebnis.

Im Überschwang hab ich sogar mal eine eingeschneite Buckelstrecke gestestet. Geht wunderbar - so lange man genug Kraft in den Oberschenkeln hat.

Alles in allem: dieser Ski hat bereits jetzt schon meine (sehr hohen Erwartungen) übertroffen.

Dadurch, dass er auch gut für die Piste geht, ist er auch ideal, wenn man mal nur einen einzigen Ski auf die Reise mitnehmen kann.

gletsch
12.03.2010, 23:24
Oh, hab ganz vergessen den Test up zu daten.
Hatte in Frankreich dann noch die Gelegenheit den Ski auch bei pulvrigen Neuschnee im weiten, offenen Gelände zu testen.

Kurz gesagt: Geilster Ski, den ich bislang gefahren bin, vor allem im offenen Gelände, wo man sich an seinen diversen Eigenschaften so richtig delektieren kann. D.h. problemloser Wechsel von high-speed (relativ) mit langen Schwüngen zu kürzeren Schwüngen etc. Auch bei höherer Geschwindigkeit und langen turns hat man ein sehr sicheres Gefühl.

Das sehr geringe Gewicht des Ski (ca. 4 kg) kommt mir natürlich besonders entgegen. Dadurch sind auch diverse "Notschwünge", z.B. bei Strecken im dichteren Wald, Bachbettgelände etc. weniger kraftraubend als bei anderen Ski (was bei Touren durchaus in Summe eine Rolle spielen kann).

Ästhetisches Detail am Rande: der rote Belag macht sich auf Fotos (und in der Realität) recht hübsch :).

Der Preis (in Verbindung mit Versandkosten, MWSt und Zoll) ist natürlich recht ordentlich. Sollte der Ski aber einige Zeit halten, dann ist der angesichts des Vergnügens, das mit dem Ski verbunden ist, mehr als in Ordnung.

peakskier
14.03.2010, 20:43
Das hört sich immer besser an. Danke für das Update. Kannst Du bitte auch noch ein paar Worte zur Verarbeitung sagen (Steintreffer? Topsheet?).

Und super wäre auch noch, wenn Du Bilder vom beiden Ski veröffentlichen könntest, worauf man die Vorspannung unterm Fuß bzw. den Tiprocker erkennen kann. Vielen Dank im Voraus.

gletsch
14.03.2010, 21:17
Das hört sich immer besser an. Danke für das Update. Kannst Du bitte auch noch ein paar Worte zur Verarbeitung sagen (Steintreffer? Topsheet?).

Und super wäre auch noch, wenn Du Bilder vom beiden Ski veröffentlichen könntest, worauf man die Vorspannung unterm Fuß bzw. den Tiprocker erkennen kann. Vielen Dank im Voraus.

Gute Idee das bezüglich der Verarbeitung. Das Problem ist allerdings, dass ich da absoluter Laie bin.

Unterm Fuss ist die Vorspannung so, dass etwa ein knapper halber Zentimeter Platz zwischen den Ski ist (wenn die Ski lose mit Hilfe der Skistopper verbunden sind - ohne Skifix oder so an den Enden).

Der Tiprocker ist nicht sehr lange - ca. 30 cm (straight gemessen) von der Schaufelspitze.

Bodenkontakte hatte ich noch kaum. Einmal in La Grave hab ich einen Felskontakt beim Queren durchgespürt - am Belag / Kanten hatte das aber keine Folgen. Die meisten anderen Bodenkontakte waren durchgespürte Baumstümpfe - die taten bislang auch nix.

Zum Topsheet: Ich kenn mich mit den Verarbeitungsmethoden nicht aus (und erzähl jetzt vielleicht auch Blödsinn). Aber es sieht so aus, dass das Topsheet halt auf den Ski draufgeklebt ist. An den Seiten gibt es Stellen, wo das in "Fäden" absplittert. Ich glaub, das Problem wurde auf TGR auch schon diskutiert (bei den Tankern von Kneissl ist das so ähnlich, dagegen haben z.B. Dynastarl Legend 8000 und irgendein Völkl Tourenski, die ich gerade zum Vergleich angeschaut habe, "abgerundete" Oberflächen, wo sich das Topsheet dann irgendwie bis zur Kante runter zieht. Da gibt es den Effekt des "Abblätterns" nicht - der Dynastar Legend Pro liegt diesbezüglcih dazwischen, da gibts auch so feine "Fäden", spürt man auch gut, wenn man mit der Daumenkappe entlang fährt).

Ich wollte grad auch paar Fotos machen (zur Illustration von Rocker und Vorspannung zwischen den Bindungspositionen), allerdings hatte ich grad Probleme mit meinem Blitz. Hol ich demnächt mal nach.

deichkind
17.03.2010, 20:15
Im November habe ich (1.92 m / 85 kg) mir die 196er Version des Skis zugelegt, den ich in den letzten Wochen erstmalig recht ausgiebig gefahren bin. Leider nur bei bescheidenen Schneeverhältnissen irgendwo zwischen Windverpresst und Harsch mit minimaler Neuschneeauflage. Dennoch, ich muss Gletsch recht geben, es macht Spaß die Ski zu fahren: Leichtes Aufschwimmen, gut drehbar, auch in vereisten Partien noch griffig. Für einen objektiven Test fehlt die Erfahrung mit ähnlichen Skiern, die sich bei mir auf Tourenskinudeln und den 06/07 Gotama beschränkt.

Die Ski sind sauber verarbeitet und machen einen robusten Eindruck. Die Kante des Topsheets hätte vielleicht vor dem Versand noch entgratet werden können, was aber mit der Feile auch schnell selbst erledigt ist. Trotz meiner manchmal etwas engen Fahrweise mit viel gegenseitigem Skikontakt weist das Topsheet bis auf ein paar Abschürfungen an der Schaufelspitze bisher keine Schäden auf. Nennenswerten Steinkontakt hatte ich noch nicht.

peakskier
23.03.2010, 20:40
Wie fallen den die Lhasa Pows von der Größe aus? Entsprechen die 196 bzw. 186 cm der projezierten oder der abgewickelten Länge?

gletsch
23.03.2010, 21:20
Wie fallen den die Lhasa Pows von der Größe aus? Entsprechen die 196 bzw. 186 cm der projezierten oder der abgewickelten Länge?

Hab's grad gemessen:

Wenn man das Massband straight nimmt, das heisst von Ende bis zur Spitze ohne Berücksichtigung der Biegung kommt man auf ziemlich genau 186 cm.

Zum Vergleich: Beim Dynastar Legend Pro (186) komm ich nach der selben Methode auf 183 cm.

P.S.: Die versprochenden Fotos werde ich demnächst mal hochladen.

gletsch
08.06.2010, 14:41
PMgear wird für nächsten Winter übrigens einen "Mini-Lhasa" (ca. 178cm, evtl. auch eine Spur kürzer und wohl auch etwas schmäler) anbieten. Näheres hier:

Lhasa-178-TGR-Thread (http://www.tetongravity.com/forums/showthread.php?t=193744)