Ein gscheiter Trip-Report ist schon längst wieder mal überfällig. Gerade jetzt wo es langsam ein bisschen nach Winter riecht, zuckt es uns in den Beinen. Wie einige wissen, war ich letztes Jahr im Mai mit den Kumpels von Alaska, im Indischen Himalaya unterwegs. Hier kommt also eine grosse Ladung Bilder und ein 25min Film zu dem Abenteuer.
Ich glaube ich empfehle, zuerst durch den Bilderbericht zu gehen und erst dann den Film zu gniessen, ist besser fürs Verständnis. Aber müsst ihr selber wissen
Achja, wer des Schweizerdeutschen nicht mächtig ist, Pech gehabt Villeicht gibts mal noch Untertitel, dummerweise schreiben die sich nicht von selbst.
Willkommen im Porridge Huisli auf 5400m. Vielleicht nicht gerade der Marketing freudigste Name, aber ums Marketing ging es bei diesem Abenteuer nun wirklich nie
Der Hauptplatz von Manali. Manali ist irgendwie ähnlich wie Engelberg. Da gehen tausende Inder hin um Schnee zu sehen. Ihnen wird wohl im Dorf erzählt, dass sie jämmerlich erfrieren wenn sie nicht eine 80er Skianzug anziehen. So mieten sich alle einen der bunten Einteiler, in einem der über 200 Mietstationen an der Strasse und besammeln sich zum grössten Longboardday der Geschichte.
Wie viele gute Trips beginnt auch dieser mit einer ausgiebigen Shoppingtour. Der Verkäufer holte extra seinen Koffer mit dem besonders wertvollen Kashmir. Fabelhafter Stoff!
Mmmmhhhh, Trockenfrüchte und Nüsse
Was man halt so mitnimmt für ein paar Tage im nirgendwo
Hier noch ein kleiner Einschub wie das ganze überhaupt entstanden ist. Vor ein paar Jahren war ein Cousin von mir im Sommer hier auf einer Kletterexpedition wo sie ein paar Routen eröffneten. Nachdem ich die Bilder gesehen habe (vor allem dieses), habe ich mir gedacht, da müsste man sicher auch Skifahren können. Es dauerte dann noch 3 weitere Jahre bis ich mich der Sache gewachsen fühlte und ca. ein halbes Jahr Vorbereitung bis es so weit war.
Tharang Gruppe - Als ich dieses Bild fand, war ich überzeugt, dass wir es versuchen müssen. Es gab eine oder zwei Sommerbesteigungen in der Tharang Gruppe, mit Skis war hier aber meines Wissens noch niemand unterwegs.
Der Plan steht also: Wir gehen Mitte Mai nach Indien, mit der vagen Hoffnung, in unserem ausgesuchten Gebiet, irgendwo zwischen 4000 und 6000 Meter Schneeverhältnisse zu finden, die sich nicht nur auf Blankeis beschränken.
Was nun folgt ist nüchtern betrachtet ein ziemlich übertriebener Aufwand, um ein paar wenige Tage auf, wahrscheinlich schlechtem, Schnee herumzurutschen. Glücklicherweise dürfen wir immer noch selbst bestimmen wie gross dieser Aufwand sein darf.
Der Rohtang Pass war unser erstes "Hindernis". Er öffnet normalerweise irgendwann im Mai, aber wann genau kann niemand sagen. Zu unser Zeit war er eigentlich nur für Locals passierbar, wir mussten deshalb 2h um die Kontrollstation rumlaufen, um nicht gesehen zu werden.
Liegt doch ein bisschen Schnee auf fast 4000m, wir sind fürs erste beruhigt
Der erste Blick in die 6000er, die Spannung steigt
Anscheinend nicht ganz ungefährlich die Strasse
In der Gegend hätte es einige der fettesten Abfahrten die ich je gesehen habe. Der Hang hat wohl gut und gerne 1000hm…
Weiter gings mit dem Bus nicht mehr - aus verständlichem Grund. Hier wurde auf die Pferde umgesattelt.
Unsere zwei Begleiter Prem (links) und Suresh. Suresh gehörten die Pferde und Prem war unser Guide und Gastgeber
Erster Tag mit den Pferden im Miyar Tal
Die Bewohner des Miyar Tals bereiten sich für den Frühling vor. Hier werden gerade die vergrabenen Kartoffeln für die Saat vorbereitet.
Überall wird mit viel Handarbeit ausgesäht
I spot some more lines. Leider nicht ganz so einfach erreichbar.
Brücke und Pferde. Der Bach hiess übrigens wie das Tal Miyar Nala
Wie es der Zufall will haben wir genau die Zeit ausgewählt wo das jährliche Bogenschiessen stattfindet. Über zwei Tage wird zwischen den zwei Zielscheiben hin und her geschossen und gefeiert. Wir wurden sofort zur Teilnahme eingeladen.
Volle Konzentration ist gefragt
Eigentlich ist der Bogenschiessanlass strikt eine Männersache (und solche die es noch werden wollen). Da wir mit unserer Anwesenheit aber eh schon alles auf den Kopf stellten, kamen mit der Zeit mehr und mehr Frauen und Kinder zum Anlass. Das ergab dann diese sehr schöne Begegnungen.
Glückliche Kinder
Der schon schön angeheiterte Dorfpolizist, hat er uns jedenfalls gesagt
Die Qualitätskontrolle nimmt Augenmass
Die Leute wollten alle unbedingt von uns abgelichtet werden
Für uns geht der Spass und der Tag langsam dem Ende zu. Wir dürfen zuhause bei Prem übernachten und können schon mal unser Weiterweg in das Tal rein begutachten. Da geht die ganze innere Spekulation wieder los. Es sieht eher trocken aus, hat es genug Schnee in den Bergen, sind wir am richtigen Ort, sind wir eigentlich noch ganz bei Trost?
Anita, die Frau von Prem bereitet für köstliche Roti's (Fladenbrot) her
Am nächsten Morgen: Pferde und stylisch gekleideter Einwohner im Anmarsch
Hier war noch alles bestens. Das ganze Material auf den Pferden verladen. (Wir hätten eigentlich 2 Pferde mehr benötigt für unsere Menge an Material, aus irgend einem Grund hatte es aber nicht geklappt) Die Tiere waren aber wirklich hart im nehmen und meist sehr ruhig.
Aber eben nur meist. Dieses Bild wurde ca. 5 Minuten später aufgenommen. Der Skibag wahr wohl ungünstig platziert und behinderte das Pferd, welches darauf komplett durchdrehte. Mit einem wilden Rodeoritt entledigte es sich in ca 300m von all seinem Gepäck und trampelte mehrfach auf dem Skibag rum. Ich hatte kurz die Befürchtung, dass der Trip hier für mich wegen Materialschaden zu Ende geht. Glücklicherweise hatte nur der Helm eine Delle abbekommen.
Wieder einmal den Fluss überqueren
Einen weiteren Tag geht es Sprichwörtlich über Stock und Stein weiter ins Tal rein
Geflasht von der unglaublichen Landschaft
Und dann, ein Tag Autofahrt und zwei Tage Fussmarsch vom nächsten grösseren Ort entfernt, begegnen wir dieser Szene...
Genau, das ist eine Schule. Die haben noch eine überschaubare Klasse und ein starkes Betreuungsverhältnis
Rast im letzten Dorf des Tales, ca. 4 Häuser und eine Schule
Weiter geht der wertvolle Eiertransport (zweitletzte Person in der Hand, hatten wir bei einem Rast mal liegengelassen und mussten sie wieder holen) Sie waren köstlich.
#camplife - Wir sind in unserem Basecamp auf 3600m angekommen
Ok jetzt wird es ernst. Die richtige Plackerei geht los.
Hier eine Übersicht von unserem Aufstieg. Das A und O beim Höhenbergsteigen/Skifahren ist eine gute Akklimatisation. 1. Faustregel dabei: den Schlafplatz nicht mehr als ca. 500hm erhöhen. Da wir eh nicht alles Equipment auf einmal hochschleppen konnten und wir so zwischen den Camps hoch und runter mussten, waren wir gezwungen langsam vorzugehen. Das war Ideal. So hatten wir kaum Beschwerden (Kopfweh, Übelkeit etc.) und konnten fast auf Anhieb gut Schlafen im Highcamp, was die Grundvoraussetzung ist für eine gute Erholung. Damit ist wirklich nicht zu Spassen, falls jemand Symptome der Höhenkrankheit zeigt, gibt es nur eine Lösung: sofort runter. Da ist offene Kommunikation und Zusammenhalt in der Gruppe essenziell. Wenns einem Teammitglied verschissen geht, heisst das ziemlich sicher Abbruch des ganzen Abenteuers.
Auf dem Weg ins Camp 1
Camp 1 - 4300m: Wo hat man beim Wintercamping das Wasser her? Richtig, von der Schneeschmelze. Und der ist manchmal richtig hässlich. Hier half auch tief runter graben kaum, der Schnee hatte immer diesen schönen Braunton. Zur Sicherheit Micropur rein und viel Tee zum den - hier wirklich hässlichen - Beigeschmack zu übertönen.
Die Ernährung will gut gewählt sein. Es kommt viel kalorienreiches Essen mit, so ca. 4000 Kalorien pro Tag und Person. Die Kunst ist es, einen guten Mix aus Gewicht, Nahrhaftigkeit und (guter) Essbarkeit zu finden. Die Eintönikeit geht mächtig auf den Sack. Trotz guter gefriergetrockneter Nahrung, war die erste frisch von Prem (nach der Rückkher) zubereitete Mahlzeit, - auch wenn es nur Reis mit bisschen Kabis, Eier und Curry war - etwas vom besten das ich je gegessen habe.
Was? Schon wieder Porridge zum Frühstück?
Camp 2 - 4800m: Der zweitschönste Zeltplatz ever. (Der schönste ist der der irgendwann noch kommen wird ;-) )
Idyllisch gelegen. Durften wir wie alle Zeltplätze mehr als einmal besuchen. Das Essen/Material für zwei Wochen konnten wir unmöglich in einmal den Berg hochschleppen. So hiess es die Hälfte hochbringen, noch mal runter, die andere Hälfte holen. So gings im Schneckentempo von Camp zu Camp.
Ach ja, wir Idioten schleppen ja auch noch Kameraequipment mit
Bild Nr. 49: Nach 12 Tagen "Anreise" endlich an unserem Ziel
Es lag zu wenig Schnee, das mein ein Biwak hätte graben können. Da das Wetter sehr unbeständig war bauten wir kurzerhand unser "Porridge Huisli".
Das Ding war mit der Zeit wirklich gut ausgebaut und ausgesprochen gemütlich
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