Ich lese gern die praktische Häppchenkost in den digitalen Emanzen-Medien beim Prokrastinieren und ab und zu lasse ich mir ein schönes heißes Schaumbad ein und gebe mir irgendeine längere intellektuelle Kampfschrift, das entspannt so gut bei meinem wahnsinnig hektischen Lifestyle.
Ist langweilige Kleidung nicht die zentrale Tragödie der Männer? Wer sich interessant anziehen möchte, wird für schwul gehalten, vor allem von nicht-Schwulen, die Angst haben, dass es abfärbt wie ein knallroter Samtanzug in der Waschmaschine. Wo ist das Aufbegehren gegen die ewig gleichen Anzüge in gedeckten Tönen, mal eng mal weniger eng? J-Law und Cardi B können farbenfroh (oder auch nicht) rumlaufen in den absurdesten, unpraktischsten, kreativsten Schöpfungen der Modemacher der Welt, und man fragt sich höchstens, ob ihnen nicht kalt ist. Aber wenn Jeremy Irons hohe Stiefel anzieht, macht er es falsch, und wenn der Tatortkomissar links es nicht macht, dann ist es auch falsch. Weiße Hose sieht zu sehr nach Hochwasserkapitän aus, der breitbrüstige Fussballtrainer ist auf die langweiligst-mögliche Art und Weise generisch und normativ gutaussehend und relativ jung und muss daher nicht weiter denken als bis zu seinem Jeanshemd.
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