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Thema: [Test] G3 Highball

  1. #1
    Freeskier Avatar von knut
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    Standard [Test] G3 Highball

    Weil ich das Vergnügen hatte, den Ski am Wochenende auszureiten:

    Ski:
    G3 Highball 2011/12
    185 cm (verfügbar in 175, 180, 185, 190)
    Masse: 140 - 116 -127, Radius 24m bei 175cm
    Sidecut: Eher klassisch, aber mild. Mit ausgeprägtem Taper an Tip & Tail
    Vorspannung: "Sweet Rise Camber line" (s.u.)
    Website



    Fahrer:
    175cm, 85kg, Rufname "Rollmops"
    Kann Kurzschwung und Zöpfchen. Aber nicht lange. Geradeaus und grosse Bögen mit Druck am Gaspedal sind eher sein Ding. Wendigkeit ist aber durchaus ein Kriterium und das Schmalz in den Beinen ist eine sehr begrenzte Ressource. Ist genausogern im offenen Gelände unterwegs, wie zwischen den Stämmen. Liebt Ski mit Charakter, die lebhaftes Feedback geben.
    Wie z.B.: Völkl Katana der alten Schule, Praxis PowderBoards u.a.
    Dagegen haben am Fuss nichts zu suchen: K2 Hellbent, Völkl Gotama, BD Verdict etc.

    Montierte Bindung:
    Marker Baron auf dem empfohlenen Montagepunkt

    Gedachter Einsatzzweck:
    Allround-Waffe für alle Spielarten des Geländes. Ein Ski, den man im Zweifelsfall auspackt, wenn man nicht weiss, was einen erwartet. Auf der Suche nach einem Katana-Ersatz bin ich auf diesen Ski gestossen.

    Testbedingungen:
    Strasse
    Weiche Piste
    Krustiges
    Blower auf Windharsch
    Zerfahrener, aber eher frischer Schnee
    Tiefer Schnee von leicht kompakter Qualität

    Erster Eindruck: ****(*)
    Holla! Das hätt ich so nicht ganz erwartet. Ganz anpsrechendes Design.
    Harte Latte. Unglaublich harte Latte für so einen Ski. Und Full-Rocker. Und mit Full-Rocker mein ich eben solchen: Eine durchgehende negative Vorspannung ohne Flat Spot. Allerdings eher flach ausgeprägt, an Tip & Tail progressiv zunehmend. Recht langer, aber mässig ausgeprägter Taper an Tip & Tail, geschätzt je 1/6 des Skis sind negativ tailliert mit sehr milden und graduellen Übergängen.
    Da hat einer aber bei den Konstruktion schwer nachgedacht. Der Ski ist deutlich interessanter, als ich das so erwartet hätte.

    Fahreigenschaften: ****(*)
    Alter Falter, ein rundum gelungener Ski!
    Fangen wir mit dem Einsatz an, dessen Performance bei so einem Ski eigentlich keine Rolle spielt: auf präpariertem Schnee. Hier lässt er sich trotz der durchgehenden reversen Vorspannung sehr gut kontrollieren. Brauchbarer Kantengriff, wenn man ihn deutlich aufkantet, auch sehr guter Zug auf selbiger, allerdings bei flachem Aufkantwinkel kein echter Zug. Trotzdem lässt sich die Kante gut dosieren. Der Radius fühlt sich deutlich länger an, als es die Papierform vermuten lässt. Ausserdem kann man ihn jederzeit fast schon spielerisch andrehen und driften. Und man kann auch entspannt zentral drauf stehen und in Flachpassagen Kräfte sparen. Den nötigen Pistenanteil meistert er locker. Wenn Piste allerdings das Tagesziel ist, wird man ihn ganz sicher daheim lassen.
    Aber solche Tagesziele sind eh doof. Daher kommen wir direkt zum Wesentlichen: Der Geländeperformance. Gleitet auf wie Sau. Und will oben bleiben. Man muss sich schon brutal, wie zum Nosebutter nach vorne lehnen, um die Spitzen ansatzweise einzutauchen. So soll das sein! Im Zerfahrenen lässt sich er Ski recht wenig beeindrucken und bügelt dank seiner Härte gut durch. Auch bei hohem Tempo souverän. Die doppelte Titanal-Einlage sorgt für sehr gute Dämpfung und für diese Skiklasse aussergewöhnliche Laufruhe. Allerdings nicht ganz so limit-less wie ein Scott Pure 193, Dynastar Legend Pro oder auch ein Katana. Dazu dreht er zu leicht aus der Spur. Fairerweise muss man auch sagen, dass ich in den Leihboots, mit denen ich aufgrund meiner nahezu unbegrenzten Dämlichkeit unterwegs war, ziemlich geschwommen bin. Eine diffizilere Skiführung hätte das Tempolimit sicher weiter nach oben geschraubt. Aber auch so war mein Limit erreicht, mehr braucht's eigentlich nicht.
    Dabei bringt er es auf erstaunliche Slarve-ability. Selbst bei hohem Tempo lässt er sich kontrolliert andriften. Nicht in der Liga eines Powderboards, aber einen Katana übertrifft er locker und spielt in den Regionen eines Rossignol S7.
    Dementsprechend wendig ist er im engen Gelände. Der Highball lässt sich jederzeit andrehen und ist für spontane Richtungswechsel zu haben. Ein echter Vorteil im Wald, zerfahrenen oder strukturiertem Gelände. Und auch da macht er richtig Spass. Vor allem, wenn's um Pillow-Lines oder vergleichbares geht. Wenn man zentral draufsteht, macht er jede Landung sauber mit. Auch das Tail gibt guten Halt. Sobald man es aber mit dem Tailgunning übertreibt, kann er einen schonmal in die Bredouille bringen. Das Heck neigt dann zu Tail-Washouts. Obwohl es eigentlich hart genug ist, zahlt man hier dem Fullrocker seinen Tribut.
    Genauso -und das ist der Grund, warum ich ihm keine vollen 5 Sterne geben mag- fehlt dadurch etwas der ausgeprägte und vor allem frühe Popp aus dem Heck. Aggressiv am Schwungende aus dem Tail noch Kraft rausdrücken ist durch den Shape nur bedingt möglich. Ebenso, wie der Ski keinen massiven Zug auf der Kante aufbaut. Diese zwei kleinen Wermutstropfen machen den Ski für mich zwar rundum gelungen, aber nicht ganz das, was ich suche.

    Fazit: *****
    Volle Zielvorgabe erreicht!
    Der Ski ist wirklich selten gut gelungen. Endlich mal ein Ski mit echtem Fullrocker. Und dazu auch noch mit gescheiter Härte. Keine Skispitzen, die sich bei Vollgas mit den Ohren anfreunden wollen. Mir ist kein sonstiger eher klassisch taillierter Ski bekannt, der beides vereint. Drehbarkeit in allen Lebenslagen vereint mit nahezu maximaler Laufruhe, die ich mir bei einem Ski mit tradizionellem Sidecut und reverser Vorspannung vorstellen kann. Trotzdem hat der Ski eine überraschende Verspieltheit und keine Tendenz, hakelig zu wirken. Der gelungenste Kompromiss zwischen Verspieltheit und Vollgaseignung, den ich -mit Ausnahme der PowderBoards- je gefahren bin. Ich kann nicht anders, als ihm volle Punktzahl zu geben.

    Leider trotzdem nicht ganz der Ski, den ich suche. Ich will gar nicht so viel Kompromiss. Etwas mehr Arbeit mit dem Ski und dafür mehr Kantenzug und Druck aus dem Heck würd ich mir persönlich wünschen. Aber mir ist auch klar, dass ich damit eher die Ausnahme bilde.

    Bilder:

    Von der Seite. Schön sieht man die eher flache, aber durchgehend reverse Camberline ohne Flat Spot -von G3 kryptisch SweetRise genannt. Ich hatte mir persönlich eher einen Hybrid a la S7 oder Hellbent vorgestellt. Aber umso besser.


    Vergleich mit anderen Klassenkameraden. G3 Highball 185, Praxis Concept 187 und alter Völkl Katana 183. Gut zu sehen sind Tip- & Tail-Taper, sowie die eher kurz ausfallende Länge bei G3. Hier misst man ähnlich wie Völkl.

    Disclaimer: Ich habe ein gutes Verhältnis zu ICON Outdoor, dem Schweizer G3 Distributor und bin von den G3 Produkten grundsätzlich überzeugt und ihnen positiv gegenüber eingestellt. Aber ich habe keine sonstig gearteten Beziehungen oder gar Abhängigkeiten von G3.
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken G3-Highball.jpg   G3-Highball_comp.jpg  
    “Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov

  2. #2
    Freeskier
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Rollmops Knut? :-)

    Ich bewundere deine Fähigkeit, so präzise, detailliert und ausführlich über 2 Bretter zu schreiben.

    Wollte isch schon lange mal sagen. Hut ab.
    Geändert von limo (09.01.2012 um 23:32 Uhr)
    Spring

  3. #3
    Freeskier
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Es macht immer wieder Spaß deine Tests zu lesen. Danke dafür.

  4. #4
    Freeskier Avatar von campagnard
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    danke für den testbericht ... bin ja aktuell mit dem s7 unterwegs und der hat ein eindeutliges speedlimit.

  5. #5
    Moderator Avatar von freak
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    auf dem bild schauts ja nach sehr wenig taper aus...

    freak~[&]
    Vom Rathaus in die Diskothek ist es nur ein kurzer Weg!

  6. #6
    Freeskier Avatar von knut
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Das täuscht. Die Übergänge sind sehr schwach ausgeprägt und der Radius ist auch im negativen Bereich gross.

    Aber der Tail-Taper beginnt z.b. dort, wo die Ecke des G3-Logos an die Kante stösst. Und das Tip wird ab diesen stilisierten Kleeblättern auf dem weissen Hintergrund nicht mehr wirklich breiter.
    “Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov

  7. #7
    Freeskier Avatar von Dicki
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    kann mal jemand kurz anreisen was ein Taper ist. komm gerade nicht mit...
    "Kernschmelze? Das ist wieder eines dieser billigen Schlagwörter. Wir nennen das eher einen unangeforderten Spaltungsüberschuss." (Montgomery Burns)

  8. #8
    Freeskier Avatar von knut
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Negative Taillierung an Tip und Tail.
    “Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov

  9. #9
    Moderator Avatar von freak
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Zitat Zitat von knut Beitrag anzeigen
    Das täuscht. Die Übergänge sind sehr schwach ausgeprägt und der Radius ist auch im negativen Bereich gross.

    Aber der Tail-Taper beginnt z.b. dort, wo die Ecke des G3-Logos an die Kante stösst. Und das Tip wird ab diesen stilisierten Kleeblättern auf dem weissen Hintergrund nicht mehr wirklich breiter.
    das ist natürlich cool, sicher cooler ski, der würd mir auch gefallen.

    Zitat Zitat von Dicki Beitrag anzeigen
    kann mal jemand kurz anreisen was ein Taper ist. komm gerade nicht mit...
    die beste erfindung im skibereich der letzten jahre nach dem rocker^^

    freak~[&]
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  10. #10
    Freeskier Avatar von jensr
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Zitat Zitat von Dicki Beitrag anzeigen
    kann mal jemand kurz anreisen was ein EARLY Taper ist. komm gerade nicht mit...
    Zitat Zitat von knut Beitrag anzeigen
    Negative Taillierung an Tip und Tail.
    Bildlich gesprochen:


    Taper<>Sidecut, also den Zuschnitt / das Design der Seitenkanten.
    Geändert von jensr (11.01.2012 um 10:00 Uhr)
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  11. #11
    Freeskier Avatar von Dicki
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    Standard AW: [Test] G3 Highball



    Das müsste dann ein seehr krasser early taper sein bei dem ARG?
    "Kernschmelze? Das ist wieder eines dieser billigen Schlagwörter. Wir nennen das eher einen unangeforderten Spaltungsüberschuss." (Montgomery Burns)

  12. #12
    Freeskier Avatar von Masa089
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Ja, die ganze klasse der R/R ist sehr krass Tapered. (schmaler werdend)

    Quasi mit Fettestem bereich unter der Bindung ala Volant Spatula.

    edit: das zweite R(reverse sidecut) im R/R definiert ja quasi diese Taper eigenschaft.
    Geändert von Masa089 (11.01.2012 um 12:28 Uhr)

  13. #13
    Freeskier Avatar von jensr
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Zitat Zitat von Masa089 Beitrag anzeigen
    Ja, die ganze klasse der R/R ist sehr krass Tapered. (schmaler werdend)

    Quasi mit Fettestem bereich unter der Bindung ala Volant Spatula.

    edit: das zweite R(reverse sidecut) im R/R definiert ja quasi diese Taper eigenschaft.
    Sidecut<>Taper!

    Das R/R steht für reverse sidecut, reverse camber. Also negative Seitenlinie und negative Vorspannung. Mit Taper hat das nur indirekt zu tun bzw. early Taper ergibt sich in dem Fall quasi automatisch.

    Beim Hybriden ala S7, EHP oder Pontoon fällt early Taper imho stärker auf als an reinen R/R Ski.

    Einfach weil der Übergang bzw. die Kombi Sidecut/Taper da klarer zu sehen ist.



    Geändert von jensr (11.01.2012 um 13:41 Uhr)
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  14. #14
    Freeskier Avatar von Masa089
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Hmm aber an meiner aussage, dass reverse sidecut nen early taper bedingt, ist doch nichts falsch ?

    (vllt hab ich mich unklar ausgedrückt)

  15. #15
    Freeskier Avatar von knut
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Nein.

    Taper wird nur dann als Begriff angewendet, wenn klassischer Sidecut ebenfalls vorhanden ist. Reverse sidecut kann über die ganze Länge des Skis sein, oder aber nur partiell. In dem Fall würde man von Taper reden.
    Aber im Prinzip ist's das gleiche.
    “Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov

  16. #16
    Freeskier Avatar von Dicki
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    Standard AW: [Test] G3 Highball

    Danke! Ich sollte wieder mehr lesen, was mich interessiert....
    "Kernschmelze? Das ist wieder eines dieser billigen Schlagwörter. Wir nennen das eher einen unangeforderten Spaltungsüberschuss." (Montgomery Burns)

  17. #17
    Freeskier Avatar von sportsfreund
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    Zitat Zitat von campagnard Beitrag anzeigen
    bin ja aktuell mit dem s7 unterwegs und der hat ein eindeutliges speedlimit.
    Willst Du ihn loswerden?

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